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Die Debatte "Wer bekommt welchen Teil vom Kuchen" beim Wiederaufbau bezeichnete der deutsche Außenminister Fischer als "sehr fragwürdig".

Foto: APA/EPA/AFP/Jack Guez

Der deutsche Außenminister Joschka Fischer bewertet den Verlauf des Irakkriegs überraschend positiv. "Wir waren gegen den Krieg. Aber als der erste Schuss fiel, war auch klar, dass der Krieg nur mit einem Sieg der Alliierten enden darf. Wir hätten uns gewünscht, dass der Kollaps des Regimes im Irak schneller gegangen wäre." Es sei Anlass zur Freude, wenn eine Diktatur stürze, "aber der Preis ist sehr wohl zu bedauern", so der Grünen-Politiker vor Auslandskorrespondenten am Freitag in Berlin.

Zur Einrichtung einer UN-Truppe im Irak oder einer provisorischen Verwaltung im Auftrag der UNO sagte Fischer, für Deutschland sei "das Dach der Vereinten Nationen entscheidend". Die Debatte "Wer bekommt welchen Teil vom Kuchen" beim Wiederaufbau bezeichnete Fischer als "sehr fragwürdig".

Europa habe mit Kriegen, Diktaturen und Massakern Erfahrungen. "Wir haben Erfahrungen mit uns selbst", erinnerte Fischer an die deutsche Geschichte. Deshalb dürfe Krieg nur letztes Mittel sein.

"25er-Format"

Nun gehe es darum, eine gemeinsame EU-Position zu finden. Die europäischen Staaten müssten sich "auf das 25er-Format umstellen", sagte Fischer mit Blick auf die EU-

Erweiterung von 15 auf 25 Staaten. Auf die Frage des STADFARD, ob Staaten bei der Integration wie der Außen- und Sicherheitspolitik voranzugehen sollten, antwortete Fischer, er habe die Präferenz, gemeinsam voranzukommen. "Wenn es zu 25. nicht geht", müsse man Lösungen wie bei der Währungsunion oder bei Schengen suchen, "sonst außerhalb der Verträge."

Europa könne aber keine Militärsupermacht wie die USA werden. Im transatlantischen Verhältnis hätten die Deutschen derzeit "die Rolle des bad guy in der Family". Dies werde sich aber geben. (DER STANDARD, Printausgabe, 12./13.4.2003)