Mangroven entlang des "Rio Parahyba", der durch João Pessoa führt.

Foto: Mirjam Harmtodt

An diesem Strand, ganz in der Nähe der Stadt, gibt es nur ein paar Fischerhütten.

Foto: Mirjam Harmtodt

Der Strand in João Pessoa.Wolkenkratzer gibt es erst in zweiter oder dritter Reihe.

Foto: Mirjam Harmtodt

Brasilianischer Barock des späten 18. Jahrhunderts in der Kirche "São Francisco", einem Zeugnis des kolonialen Reichtums.

Foto: Mirjam Harmtodt

Die Portugiesen haben die Azulejos, die bemalten Fliesen, gebracht um damit die Fassaden zu schmücken.

Foto: Mirjam Harmtodt

João Pessoa, unsere nächste Station, liegt per Autobus rund zweieinhalb Stunden südlich von Natal entfernt. Für brasilianische Verhältnisse ist das quasi ums Eck. Das Bussystem funktioniert in der Regel sehr gut, die Busse sind einwandfrei gewartet, vielleicht manchmal ein wenig speckig, dafür  sind sie pünktlich.

Ganz wichtig für Busreisen: Kugelschreiber nicht vergessen. Jedes Ticket muss von Hand mit den wichtigsten Passagierdaten ausgefüllt werden. Um ein Ticket kaufen zu können, braucht man ein gültiges Dokument, etwa einen Reisepass.

Rasante Entwicklung

João Pessoa ist die Hauptstadt des Bundesstaates Paraíba. In den vergangenen zehn Jahren hat sich hier eine rasante Entwicklung abgespielt, die in Städten wie Natal hässliche Narben hinterlassen hat. Hier hingegen hat man es geschafft, trotz Bauboom und Immobilienspekulationen, Touristenansturm und zunehmender KfZ-Anmeldungen, bis jetzt in einem gesunden Maß zu wachsen. Während in Natal kaum ein Stein auf dem anderen geblieben ist, werden in João Pessoa diese Steine wieder entdeckt, gehegt und gepflegt. Die Stadt ist spürbar im Aufbruch. Allerdings in eine völlig andere Richtung.

Schlafender Schatz

Wir treffen Elzário Pereira Júnior, den Tourismussekretär, der von den mittel- und langfristigen Plänen für die Stadt erzählt. Schon nach kurzer Zeit ist klar, wie man hier tickt. Mit Euphorie, Hartnäckigkeit und unendlicher Geduld werden in Jõao Pessoa Projekte erarbeitet - und umgesetzt. Momentan ist das gesamte Zentrum eine Baustelle, Straßen werden aufgerissen, Plätze sind zur Zeit nicht mehr als wilde Sandhaufen, überall wird gehämmert, gegraben, geschaufelt. Zum Glück. In João Pessoa liegt ein schlafender Schatz, der gerade geweckt wird.

Von Farbe befreit

Das historische Stadtzentrum ist voll mit barocken Kirchen und Häusern aus der Kolonialzeit, alles Zeugen einer florierenden Zuckerindustrie. Unzählige Wohnhäuser haben die Jahre überstanden und werden jetzt restauriert. Viele Kirchen erstrahlen bereits im neuen, alten Glanz, wie etwa die Kirche "Nossa Senhora da Misericórdia". Sie trug bis vor kurzem ein hässliches weißes Kleid aus Wandfarbe. Jetzt liegen die Originalbemalungen auf der Holzdecke wieder frei und die Nischen und Kanzeln wurden von Farbe befreit. Und es ist noch viel mehr in Arbeit oder geplant.

Wenn in Recife, am "Praia de Boa Viagem", um vier Uhr am Nachmittag die Sonne hinter den Wolkenkratzern verschwindet, suhlen sich in João Pessoa am Strand von "Manaíra" die Menschen in der schwächer werdenden Nachmittagssonne. "Das wird auch so bleiben", erzählt Elzário. "Es gibt ein strenges Gesetz, das besagt, dass in Strandnähe kein Gebäude mit mehr als drei Etagen errichtet werden darf." Man hat aus den Fehlern in anderen Städten wie eben Recife, Natal oder Fortaleza gelernt, und ist festen Willens, den Angeboten der Hotelketten zu widerstehen und die Stadt vor wuchernden Neubauten zu schützen.

Freier Zugang zum Meer

Das gleiche gilt für die Strände. "Der Zugang zum Meer muss für alle frei sein. Schließlich ist das hier eine Stadt mit Einwohnern, die sich hier wohl fühlen sollen. Das was anderswo mit den Stränden passiert ist, wird es bei uns nicht geben", sagt Elzário.

Tatsächlich ist Jõao Pessoa eine Stadt, in der man sich wohl fühlt. Es gibt Fußgängerzonen, die nicht im Inneren einer Shoppingmall liegen, der Strand ist einfach zugänglich, sauber und sicher. Die umliegenden Strände sind wunderschön, weder verbaut noch verdreckt und zu dieser Zeit des Jahres auch kaum besucht. Das Team hinter Elzário steht mit der gleichen Euphorie hinter ihm. Das Ziel, die Stadt und die umliegenden Gebiete zu schützen und zu verbessern, liegt an oberster Stelle - und zwar nicht, um damit Touristen anzulocken, sondern um den Bewohnern selbst eine lebenswerte Stadt zu bieten mit funktionierender Infrastruktur und einer Kriminalität die sich im Rahmen hält. Die Touristen kommen dann von ganz alleine. (Mirjam Harmtodt/derStandard.at/23.3.2010)