Rolando Villazón und Ekaterina Siurina (als Adina).

Foto: Staatsoper/Zeininger

Wien - Es ist wohl die höchste Karrierestufe, die man erklimmen kann, wenn der Applaus ausbricht, sobald der Künstler in einer Vorstellung einfach nur die Bühne betritt. Solches widerfuhr Rolando Villazón bei seinem Comeback in Donizettis Liebestrank. Weil dieser Applaus wohl aber mit den früheren Sangesleistungen zu tun hat und nicht nur als Aufmunterung für einen Sänger verstanden werden wollte, der zwei lange Karrierepausen (zuletzt Stimmbandoperation) einlegen musste, kommt auch ein Villazón nicht ohne Töne aus.

Und ja: Er singt. Er war zwar vom Volumen her oft nicht zu hören, zweifellos aber hörte man viele tragfähige Passagen, schöne, volle Höhen, ein markantes Spiel mit Dynamik und vor allem einen lyrischen Nemorino. Man will daraus ableiten, dass Villazón seine Mittel jetzt ökonomischer, eleganter, also weniger verschwenderisch einsetzt.

Natürlich waren da kleine Unentschlossenheiten in der Intonation, kleine Schlampereien in den Phrasen. Und so samtig die Stimme ab der Mittellage aufwärts klang, so seltsam herb tönte sie in der Tiefe. Hätte der Mexikaner nicht so passabel bis innig-romantisch gesungen, er wäre - als guter Sängerdarsteller, als eine Art Roberto Benigni der Oper - auch so über die Applausrunden gekommen. Wer, wenn nicht er, kann singend mit Obst jonglieren? Wer, wenn nicht er, wirkt authentisch, wenn er bei einem langen Ton auf die Uhr blickt? Und: Wem, wenn nicht ihm, lässt man durchgehen, dass er nach minutenlangem Applaus bei Una furtiva Iagrima kurz doch aus der Nemorino-Rolle schlüpft und zum überschwänglichen Opernkind wird, das dem Publikum Herzen "zuwirft".

Möge er weitere Fortschritte machen und wieder auf Partner wie Ambrogio Maestri (als Dulcamara) treffen. Der Rest des Ensembles blieb solide, wie auch das Orchester unter Daniele Callegari. Der Applaus war hingegen nicht enden wollend. (tos, DER STANDARD/Printausgabe 24.3.2010)