Neue Zeiten sind angebrochen. Alles wird anders. Und der XJ, Jaguars Flaggschiff seit mehr als 40 Jahren, ist nicht mehr. Jetzt ist er neu. Ganz neu.

Der Neue hat mit dem Alten bis auf den Namen nichts mehr gemeinsam. Für Jaguar soll eine neue Zukunft beginnen, immerhin gibt es auch einen neuen, indischen Eigentümer, und aus kaufmännischer Sicht macht ein rundweg neuer XJ durchaus Sinn. Auch wenn viele Besitzer eines alten XJ sicher brüskiert und schockiert sein werden.

Foto: Werk

Hier muss man kurz innehalten: Der erste XJ kam 1968 auf den Markt, das war damals eine Sensation, ein unglaublich modernes und innovatives Fahrzeug. Und für Jaguar in den nächsten Jahrzehnten prägend. Modern war der XJ zuletzt nicht mehr. Aber er war eine Stilikone, geschätzt für die stilsichere Eleganz, die vornehme Leichtfüßigkeit, die grazile Sportlichkeit. Damit ist jetzt Schluss.
Das kann man bedauern und betrauern.

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Nicht, dass der Neue ein schlechtes Auto wäre. Im Gegenteil. Ein prächtiges Auto ist das geworden, und noch nie war bei Jaguar eine ausgewachsene Limousine so sportlich. Und zweifellos hat der neue XJ auch Charakter und Stil. Aber er ist halt ganz anders. Nicht mehr so einzigartig und unverwechselbar wie die XJ-Baureihe davor, die sich von 1968 bis 2009 weitgehend treu geblieben ist.

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Aber wir wollen jetzt nicht in Melancholie versinken und den alten Zeiten nachweinen, sondern uns freudig dem Neuen zuwenden. XJ. Diesmal wuchtig, mit breiten Schultern und einem massigen, hohen Heck (wie grazil war doch der Popsch des Alten ... und Schluss jetzt!).
Jaguar hat einfach neue Standards gesetzt, das ist mutig, das Auto sitzt irgendwie angespannt auf den Rädern, vorn ist der Überhang ganz kurz, das ist durchaus ein britischer Zugang, und natürlich ist die Linie dynamisch geworden. Jaguar möchte die eigene Sportlichkeit wieder mehr unterstreichen, ganz simpel ausgedrückt: Jaguar möchte "beautiful fast cars" bauen.

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Und ist jetzt ganz neu aufgestellt: Es gibt den ganz sportlichen XK, die kleinere Limousine XF und ab Mai die große Limousine XJ. Die übrigens in zwei Längen. Einmal 512 Zentimeter, das ist schon sehr beachtlich, und dann gibt es noch die Langfassung mit 525 Zentimetern. Die würde durchaus auch schon einen Chauffeur vertragen.

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Wenn das Fahren nicht selbst so viel Spaß machen würde. Prinzipiell gilt: Der neue XJ ist leichtfüßiger und präziser, da wirkt der Wagen im Fahrverhalten recht kompakt und dynamisch. Mit dem V6-Diesel ist man nicht untermotorisiert, aber doch noch auf der gemütlichen Seite zu Hause.

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Leistung ist vorhanden, aber nicht das Wichtigste. Und die Verbrauchswerte sind überaus anständig. Mit den beiden Benzinern beschleunigen wir uns aber schon deutlich. In Österreich werden 385 und 510 PS abrufbar sein. Und so viele Farben außen (15) und Leder innen (17!), dass Sie wochenlang zum Überlegen und Abstimmen brauchen werden, aber dann haben Sie Ihren ganz eigenen, individuellen Jaguar XJ, den tollen, neuen halt.(Michael Völker/DER STANDARD/Automobil/19.3.2010)

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