Mit den Bildern aus Kirkuk schien sich Donnerstag der Albtraum der türkischen Politik zu verwirklichen. Kurdische Peschmerga zogen ohne Gegenwehr in das Ölzentrum ein. Aufgeregt meldeten türkische TV-Sender Anarchie in Kirkuk und berichteten, von US-Truppen sei weit und breit keine Spur. Damit scheint sich abzuzeichnen, was Ankara unbedingt verhindern wollte - eine kurdische Kontrolle über Kirkuk und Mossul. Am Mittag meldete sich zunächst der türkische Verteidigungsminister Vecdi Gül zu Wort und versuchte die Gemüter zu beruhigen. "Wir haben klare Absprachen mit den USA und wir denken, dass sie sich daran halten werden", sagte er CNN-Türk. "Unsere Ansprechpartner sind nicht die kurdischen Clanchefs, sondern die US-Regierung."

Außenminister Abdullah Gül klang zunächst martialischer: "Wir beobachten die Entwicklung im Irak genau. Wir werden alles tun, was nötig ist." Nach dieser Ansage gelang es dem türkischen Außenminister dann offenbar, einen Kontakt zu seinem US-Kollegen herzustellen. "Außenminister Powell", so Gül, "hat uns eine Garantie gegeben, dass die USA selbst die Kontrolle über Kirkuk und Mossul übernehmen werden und die kurdischen Peschmerga aus der Stadt entfernt werden." Türkische Militärbeobachter, erklärte Gül, würden dies vor Ort überwachen. (DER STANDARD, Printausgabe, 11. 04. 2003)