Bild nicht mehr verfügbar.

Manfred Hohenecker gilt als "präziser und gerader" Richter

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Er ist unser bester Kopf", kann man im Straflandesgericht Korneuburg unter jenen hören, die den 44-jährigen Richter Manfred Hohenecker als "hervorragenden Verhandlungsrichter" schätzen, der stets "penibelst vorbereitet" in Verhandlungen geht.

Dass er ein Richter mit Rückgrat ist, der das Prinzip der Gleichheit vor dem Gesetz hochhält, stellte er beim Prozess gegen jenen Polizisten, der im Kremser Supermarkt einem jugendlichen Einbrecher in den Rücken geschossen hatte, erneut unter Beweis. Er fasste den angeklagten Beamten keineswegs mit Samthandschuhen an und führte dann auch im Beweisverfahren vor, wie die oberösterreichische Sonderkommission bei den lokalen Polizeibehörden und bei der Staatsanwaltschaft gegen eine Betonwand angerannt war. Und wie die Einvernahme des Polizisten erst nach zwei Tagen unter massivem Druck ermöglicht wurde.

Dass früher Untersuchungsrichter anders agieren konnten als jetzt, nach der Strafprozessreform, die weisungsgebundene Staatsanwaltschaft, weiß Hohenecker aus eigener Erfahrung nur allzu gut. 1995 war der gebürtige Niederösterreicher zum Richter ernannt worden und dann nach zwei Jahren am Bezirksgericht Wien Innere Stadt ans Straflandesgericht Korneuburg gekommen. Als Untersuchungsrichter.

In dieser Funktion leitete er Ende der Neun- zigerjahre die Erhebungen, die dann zum Prozess rund um den niederösterreichischen Baukartell-Skandal führten. Ein politisch hochbrisanter Fall mit Bieterabsprachen und großzügigen Geschenken im Zuge von öffentlichen Aufträgen.

Unter anderem hatte Hohenecker damals Zeugen nicht schriftlich, sondern telefonisch vorgeladen - was dazu führte, dass einige der Befragten ohne lange Vorbereitungszeit spontan sehr freimütige Aussagen machten. Und die Anklage lag nach nur sechs Monaten fertig auf dem Tisch.

Heute kann man in Korneuburg hinter vorgehaltener Hand hören: "Seine präzise und gerade Vorgangsweise in der Baugeschichte hat ihm seine Karriere gekostet." Der berufliche Aufstieg blieb Hohenecker bisher verwehrt - die Präzision und Geradlinigkeit hat er beibehalten. Auch im Prozess gegen den Kremser Polizisten, in dem er nicht nur den umfangreichen Akt intus und sogar Aufzeichnungen über jeden Übungsschuss des Angeklagten parat hatte - sondern auch grobe Missstände bei den Ermittlungen aufdeckte. (Roman David-Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 13./14. März 2010)