Praktisch alle Makler würden von Mietern die höchst mögliche Provision verlangen, bei Wohnungskäufern wurde in drei Viertel der Fälle die Höchstprovision verrechnet, ergab eine Studie von IFES für die Arbeiterkammer.

Montage: derStandard.at

Die Arbeiterkammer (AK) kritisiert einmal mehr die aus ihrer Sicht viel zu hohen Maklerprovisionen in Österreich. Laut einer IFES-Erhebung für die AK würden Mieter derzeit durchschnittlich 2.400 Euro, Käufer einer Eigentumswohnung im Schnitt 5.400 Euro Provision an Immobilienmakler bezahlen. 200 Mieter und Wohnungseigentümer, die in den letzten vier Jahren eine Wohnung über Makler gemietet oder gekauft haben, wurden dafür befragt.

"Für die Vermittlung einer Wohnung müssen Mieter und Wohnungssuchende so tief in die Geldbörse greifen wie nirgendwo sonst in Europa", berichtet AK Präsident Herbert Tumpel. "Was bekommen sie dafür? Viel zu oft schlechte, unvollständige Infos. So wird etwa in vielen Fällen den Mietern verschwiegen, ob die verlangte Miete dem Gesetz entspricht oder in welchem Zustand die Wohnung ist."

"Makler halten sich bei Mietern schadlos"

Praktisch alle Makler würden von Mietern die höchst mögliche Provision verlangen, also drei Monatsmieten bei unbefristeten, zwei Monatsmieten bei bis zu drei Jahre befristeten Mietverträgen plus 20 Prozent Umsatzsteuer. Bei den Eigentümern wurde in drei Viertel der Fälle die Höchstprovision verrechnet, nämlich drei Prozent des Kaufpreises plus 20 Prozent Umsatzsteuer.

Jeder zweite befragte Mieter äußerte den Eindruck, dass der Makler in erster Linie die Interessen des Vermieters vertreten habe. "Das Ergebnis entspricht auch den tatsächlichen Marktverhältnissen. Die Vermieter oder Hausverwalter beauftragen die Makler, ihnen einen Mieter zu suchen. Trotzdem zahlen die Hausverwalter/Vermieter in der Regel nichts an den Makler. Die Makler halten sich stattdessen bei den Mietern schadlos. Sie müssen folglich die höchsten Provisionen in Europa zahlen", kritisiert Tumpel (siehe auch Tabellen auf Seite 2).

"Schlecht informiert"

Weiters zeige die AK-Studie, dass Makler Wohnungssuchende oft schlecht informieren würden. "Mieter bekamen zwar in der Regel die Aufgliederung der Miet- und Betriebskosten und den Mietvertragsentwurf", so Tumpel. In 15 Prozent der Fälle sei dies aber nicht der Fall gewesen. Nur sechs von zehn Mietern gaben an, genauere Informationen etwa über den Zustand des Hauses, der Wohnung oder der Einrichtung vom Makler bekommen zu haben.

"Noch viel lückenhafter ist die Informationsweitergabe der Makler an die angehenden Mieter: Über gesetzliche Grundlagen des Mietvertrages informieren nur 36 Prozent. Darüber, ob die Miethöhe dem Gesetz entspricht, informierten nur 24 Prozent. Über allfällige nachteilige Klauseln im Mietvertrag informierten nur 22 Prozent."

"Maklerverordnung rasch ändern"

Käufern einer Eigentumswohnung hätten Makler zwar in den meisten Fällen einen Grundbuchauszug und den Kaufvertragsentwurf vorgelegt. "Aber zwölf Prozent erhielten keinen Grundbuchauszug, 18 Prozent keinen Kaufvertragsentwurf." Jedem fünften Käufer hätten die Makler eine Aufstellung der Bewirtschaftungskosten (etwa Betriebskosten, Rücklagen) verweigert. "35 Prozent der Befragten bekamen vom Makler nicht den Wohnungseigentumsvertrag. Fast jeder Zweite wurde nicht über anstehende Hausreparaturen informiert", so Tumpel.

Die AK fordert den Wirtschaftsminister dazu auf, die Maklerverordnung "rasch zu ändern. Die Maklerprovisonen für Miet- und Eigentumswohnungen müssen gesenkt werden", so Tumpel. Die Provisionsbelastung müsse bei allen Mietwohnungen "zumindest auf deutsches Niveau" gesenkt werden, das sind maximal zwei Nettomonatsmieten (Mieten ohne Hausnebenkosten) für alle Wohnungsmietverträge. Bei Kaufverträgen von Eigentumswohnungen und Eigenheimen sollten die Maklerprovisionen für den Käufer auf zwei Prozent der Kaufsumme beschränkt werden, fordert die AK weiters. Und:
Hausverwalter oder Sub- und Tochterfirmen des Vermieters sollen vom Wohnungssuchenden keine Provisionen verlangen dürfen, "denn es liegt überhaupt keine Vermittlungstätigkeit vor".

Grüner Ellensohn: "Wohnungswechsel kostet ein Vermögen"

Der Stadtrat der Wiener Grünen, David Ellensohn, unterstützt die Forderungen Tumpels und fordert ebenso die Senkung der Maklerprovisionen auf maximal zwei Bruttomonatsmieten. "Die Maklerprovisionen sind in Österreich viel zu hoch und im europäischen Vergleich die teuersten. Ein Wohnungswechsel kostet in Wien mittlerweile ein Vermögen", so Ellensohn.

Zusätzlich fordern die Wiener Grünen Wien die Novellierung des Maklergesetzes und der Immobilienmaklerverordnung. "Es ist nicht einzusehen, warum in Österreich meist beide Seiten - also Vermieter und Mieter - Provision zahlen müssen. Wir fordern, dass nur derjenige Provision zahlt, der das Maklerbüro aktiv beauftragt hat. Alles andere ist Abzocke und nicht nachvollziehbar." Ellensohn weist darauf hin, dass der damalige Wiener Wohnbaustadtrat und heutige Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) einst einen Antrag der Wiener Grünen auf Senkung der Maklerprovisionen, der im Gemeinderat auch mit den Stimmen der SPÖ beschlossen wurde, ausdrücklich unterstützt habe. "Jetzt kann Faymann Nägel mit Köpfen machen und endlich die überteuerten Maklerprovisionen senken. Jetzt sitzt er am Hebel, wir warten seit fünf Jahren darauf, dass seinen Worten endlich Taten folgen", so Ellensohn.

ÖVI weist Kritik scharf zurück

Der Österreichische Verband der Immobilientreuhänder (ÖVI) hingegen wehrt sich "mit aller Vehemenz" gegen die von der Arbeiterkammer aufgestellten Behauptungen. "Der zitierte Vergleich mit den anderen europäischen Ländern ist einfach falsch", so Geschäftsführer Anton Holzapfel, der in den Zahlen der AK den Versuch sieht, "die laufenden Verhandlungen der Sozialpartner in bezug auf die Mieterprovision zu torpedieren".

Die Studie habe gravierende Mängel, weil die unterschiedlichen Geschäftsmodelle in den einzelnen europäischen Ländern nicht berücksichtigt seien. "Oftmals wird die Vermittlung einer Wohnung nämlich von einer Immobilienverwaltung durchgeführt, die im Rahmen eines prozentuellen Anteils an der Miete dann monatlich ein Entgelt erhält."

Die österreichische Gesetzeslage hält Holzapfel für völlig ausreichend. "Das Maklergesetz sichert dem Kunden einen überaus großen Schutz. Wenn der Makler seine Informationspflichten verletzt hat, steht dem Kunden eine Provisionsminderung zu." Mit einer Kürzung der Provision per Gesetz - die das Regierungsprogramm vorsieht - werde "auch die Qualität der Vermittlung und der Kundenbetreuung sinken", warnt Holzapfel. (red)

Weiter zu Seite 2: Tabellen zu Provisionszahlungen von Mietern und Eigentümern

(Seite 2; zurück zu Seite 1)

Tabelle 1: Provisionszahlungen von Mietern

Land Prozent der Jahresmiete (ohne USt)
Österreich 22,70
Niederlande keine Provision
Belgien keine Provision
Großbritannien keine Provision
Irland keine Provision
Norwegen keine Provision
Schweden geringer Fixbetrag
Deutschland 12,03
Finnland 8,33 
Frankreich 4,50 
Luxemburg 4,17 
Italien 3,50 

Tabelle 2: Provisionszahlungen von Eigentümern

Land Provision (ohne USt)
Österreich 3 Prozent des Kaufpreises
Niederlande 1-2 Prozent, wenn der Käufer der Auftraggeber ist
Belgien 3-5 Prozent, wenn der Käufer der Auftraggeber ist
Großbritannien keine Provision
Irland keine Provision
Norwegen nur wenn der Käufer der Auftraggeber ist
Schweden nur wenn der Käufer der Auftraggeber ist
Deutschland ortsübliche Provision
Finnland keine Provision
Frankreich frei vereinbar
Luxemburg keine Provision
Italien rund 2 Prozent des Kaufpreises

(Quelle: Arbeiterkammer)