Lesern und Kunden mit Rosenkranz davongezogen: "Krone"-Chef Hans Dichand.

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Wien - Nie weiter als "eine halbe Nasenlänge" wollte Krone-Boss Hans Dichand seinen Lesern voraus sein, höchstens eine ganze. Mit der Wahlempfehlung für die FP-Kandidatin Barbara Rosenkranz ging der 89-Jährige zu weit, signalisierten Proteste von tausenden Lesern, Abonnenten, auch Anzeigenkunden. Das erklärt den Zickzackkurs der Krone.

"Die Vielfalt der Meinungen ihres Herausgebers und der Redakteure" bestimmt laut Impressum die "Richtung" der Kronen Zeitung. Wer nicht der Meinung des Herausgebers ist, fügt sich und schweigt, sagte Außenpolitiker Kurt Seinitz noch in der legendären Krone-Dokumentation Tag für Tag ein Boulevardstück.

"Dunkle Woche" 

Doch nun haben Krone-Journalisten den so bestimmenden Herausgeber nach Standard-Infos aus mehreren Quellen umgestimmt. Krone-Journalisten sprachen wegen Rosenkranz von "besonders dunklen" Tagen, um sich mit ihrem Medium zu identifizieren, und vom "Schämen". Als Wortführer des internen Protests kolportiert: der sonst nicht gerade als Widerstandsgeist bekannte stellvertretende Krone-Chefredakteur und -Wirtschaftschef Georg Wailand, nebenbei Herausgeber und Eigentümer des Gewinn.

Nicht mit Scham sollen Wailand (und andere Redakteure) Dichand senior überzeugt haben: Mehrere tausend Abonnenten wollten in relevanter Zahl wegen seiner klaren Wahlwerbung für Rosenkranz ihre Abos kündigen. Auch Werbekunden sollen deshalb mit Stornos gedroht haben.

Wirtschaftliche Gründe

Nach diesen Informationen steckten also wirtschaftliche Gründe hinter Catos Schwenk vom Freitag, als er plötzlich per Kolumne von Rosenkranz forderte, sie möge sich "von allen nationalsozialistischen Gedanken eidesstattlich distanzieren". Was die FPÖ-Kandidatin Montag pflichtschuldig apportierte.

Weder Wailand noch der Chefredakteur und Sohn des Krone-Herausgebers, Christoph Dichand, riefen zurück. (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 10.3.2010)