Bild nicht mehr verfügbar.

Zur Person:
Christian Berger, geb. 1945, Kameramann, Kameraprofessor, Regisseur ("Raffl" , 1983, u.a.); Zusammenarbeit mit Michael Haneke seit "Bennys Video" (1992).

Foto: APA

Standard: Zwar kein Oscar, aber herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung durch die American Society of Cinematographers (ASC) - ist ein Preis von Kollegen etwas Besonderes?

Berger: Das ist mir ein ganz wichtiger Preis, der berührt mich wirklich. Es sind ja quasi die Besten der Kollegen, die ASC ist eine besondere Vereinigung. Es ist eine Ehre, auch weil sie das sehr selten an einen Ausländer vergeben.

Standard: Worin besteht Ihre Arbeit als Kameramann konkret?

Berger: Unser Hauptjob ist die Gestaltung der Bilder, das ist in erster Linie das Licht. Aber anders als der "director of photography" , der oft nur mehr das macht, während sein "operator" sich um die Kamera kümmert, ist meine Generation in Europa damit groß geworden, die Kamera allein zu bedienen. Ich will das auch, der Kontrollmonitor ist mir zu wenig. Ich will mit den Schauspielern mitatmen.

Standard: Sie haben ein spezielles Lichtsystem entwickelt.

Berger: Ich habe durch den Lichtplaner Christian Bartenbach gesehen, wie man in anderen Branchen mit Licht umgeht. Wir sind ja nicht die einzigen, die damit arbeiten, haben aber als einzige stur seit fast hundert Jahren an den Geräten festgehalten. Da haben wir angesetzt. Das Cine Reflect Lighting System ist kein neues Gerät, sondern ein anderes Denken über Licht und Beleuchten, mit dem Ziel, Schauspieler, aber auch Regie zu entlasten.

Standard: Erzeugt die Präsenz bei den Oscars international auch nachhaltiges Interesse?

Berger: Vielleicht liegt es auch an einer gewissen Saturiertheit am eigenen Hochglanzkino, aber ich hatte eben erst ein Treffen mit US-Agenten, die alle sagen, dass das Interesse an einem anderen Kino tatsächlich wächst - und anders bedeutet eben europäisch. Und dass es gerade ein bisschen schick ist, etwas Europäisches zu haben - nicht nur bei den Autos. Das spielt alles zusammen.

Standard: Planen Sie wieder eigene Filme?

Berger: Nein, ich habe mich schon in den 90er-Jahren ganz für die Kamera entschieden. Ich wollte den Beruf damals aufgeben, habe mich eingesperrt gefühlt, nichts ist weitergegangen. Wenn ich alle paar Jahre immer wieder die gleichen Argumente höre, etwa in der Auseinandersetzung mit der Filmpolitik, dann ist das einfach fad. Momentan interessiert mich das Licht im weitesten Sinn viel mehr - vielleicht gibt's ein Buch, wer weiß. Ich habe genug Projekte zur Auswahl, und das Privileg und den Luxus, dass ich es mir aussuchen kann.

(Isabella Reicher, DER STANDARD/Printausgabe, 09.03.2010)