Nach jahrelangen Protesten haben die Bauarbeiten für die Konzerthalle der Wiener Sängerknaben am Wiener Augartenspitz am Montag begonnen. Die Anrainer reagierten mit Protesten. Eine Bürgerbewegung versucht schon seit Jahren den Bau des Konzertsaales zu verhindern.

Foto: derstandard.at / Stephanie Mittendorfer

Um 7.00 Uhr Früh rückten die Bauarbeiter an, um die Bäume zu fällen. Aktivisten, die am Augartenspitz campierten, um den Bau zu verhindern, kletterten auf Bäume und weigerten sich, herunterzukommen.

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13.000 Wiener und Wienerinnen haben eine Petition gegen die Durchführung des Projektes unterschrieben. Dennoch sollen die Wiener Sängerknaben ab 2011 einen neuen Proben- und Auftrittsraum haben.

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Mit dem Megafon versuchten die Mitglieder des Vereins "Freunde des Augartens" die Bauarbeiter zum Aufhören zu bewegen:"Wir agieren hier für 13.000 Menschen. Sie müssen den Anweisungen Ihrer Vorgesetzten nicht folgen! Sie können sich den Befehlen widersetzen!"

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Doch die Bauarbeiter widersetzten sich den Befehlen nicht, sondern sägten den Bäumen - bewacht von rund 40 Polizisten - rundum die Demonstranten die Äste ab.

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Insgesamt kletterten acht Menschen in die Wipfel, darunter auch vier Frauen. Die Demonstranten vor den Toren des Augartens nahmen das am Weltfrauentag mit großer Begeisterung auf.

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2007 wurde das Konzertsaalprojekt präsentiert. 380 Menschen sollen in dem Saal Platz finden und den Sängerknaben als Proberaum dienen. Die Gegner verstehen das nicht:"Einen solchen Saal kann man doch überall bauen. Und proben können die Sängerknaben auch woanders." Besonders verärgert ist man über das Vorgehen der Stadt Wien und der Sängerknaben. "Man hat uns nicht informiert, nicht mit uns geredet, sondern uns immer vertröstet!"

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Unterstützt wird der Verein "Freunde des Augartens", der so vehement für die Erhaltung des Grüns kämpft, auch von Prominenten aus Kunst und Kultur. Der Musiker Otto Lechner hatte als Zeichen seiner Unterstützung eine Baumpatenschaft übernommen. Sein Baum musste als erster weichen.

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Auch der Schriftsteller Robert Menasse übernahm die Patenschaft für einen Baum. Der so genannte "Wilden Wald" sei das "letzte Fleckerl, wo es noch Füchse und Mader gibt und wo sich die Menschen nicht einmischen. Und genau da müssen die bauen", sagte ein Mann, der seit über zehn Jahren in der Nähe lebt.

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"Die Menschen in den Bäumen sind Helden", sagte Eva Hottenroth, Obfrau des Vereins "Freunde des Augarten". Sie hoffe noch immer auf ein Wunder - und, dass die Gerechtigkeit siegt. "Recht ist nicht unbedingt richtig", so Hottenroth.

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Immer wieder skandierten die Anwesenden "Aufhören! Aufhören!" oder "Baummörder!". "Ich bin hier aufgewachsen. Der Augarten ist ein Teil von mir. Heute ist ein sehr trauriger Tag", sagte eine Anrainerin.

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"Hier werden Grundrechte verletzt, wenn in einem Rechtstaat, in einer Demokratie, Menschen, die das Interesse der Allgemeinheit vertreten, so behandelt werden", war durch das Megafon zu hören. Bereits im Juli war das Grundstück von der Polizei geräumt worden. Auch am Montag wurden einige Augarten-Besetzer von der Polizei entfernt. Gegen die Baumbesetzer wollte die Polizei nicht vorgehen, so eine Sprecherin.

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"Unser Widerstand wird nicht nachlassen. So schnell geben wir nicht auf", verspricht ein Mann in den Bäumen. Man kämpfe dagegen, dass immer mehr Grün in der Stadt "stillschweigend verschwindet", sagte Nancy Hölt, die seit sieben Jahren in der Nähe des Augartes lebt. (Stephanie Mittendorfer, derStandard.at, 8.3.2010)

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