Wer sich bei Google umsehen will, wird während der Dauer des Besuchs genau bewacht.

Fotos: derStandard.at/Zielina

Der T-Rex ist so etwas wie das Maskottchen vom Googleplex.

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In Mountain View wird auch gegärtnert.

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Fahrräder werden, wie vieles andere, zur Verfügung gestellt. Hier der leere Fahrradständer.

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Fotos in den Gebäuden sind nicht erlaubt, nur in den Freibereichen. Hier eine Skulptur im "Skulpturengarten".

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Sport wird großgeschrieben - Hier der Google-eigene Beachvolleyball-Platz.

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Eine knappe Autostunde südlich von San Francisco, Kalifornien, liegt das IT-Mekka Mountain View. Zwischen schicken Einfamilienhäusern, geschniegelten Straßen und gestutzten Hecken hat sich Google eine Art Stadt in der Stadt geschaffen: Das Googleplex. Schon der Name ist eine Art Insiderwitz für "Googler", wie sie sich selbst nennen. Er spielt auf "Googolplex" an, die Bezeichnung für die unvorstellbare Zahl 10 googol , also einer 1 mit 10100 Nullen.

Google-Devotionalien

Wer in die Google Avenue einbiegt, steht vor den Toren des riesigen Gebäudekomplexes, in dem der IT-Konzern seinen Hauptsitz hat. Wer die Schwelle überschreitet, ist in einer anderen Welt: Planet Google ist voll mit Google-Devotionalien, Google-Kunst, Google-Logos und sonstigen Corporate-Identity-Nachweisen; ein großes buntes Ganzes aus Bildern, Skulpturen, Zetteln und Sprüchen an den Wänden. Alles soll so aussehen, als wäre es organisch gewachsen und zufällig entstanden, aber irgendwie machen die Räume den Eindruck als wären sie ganz genau durchdesignt und mit Gimmicks befüllt worden.

Bewachte Besucher

Besuchergruppen sind (nach Anmeldung) durchaus willkommen, werden aber akribisch bewacht. Fotos sind im Garten und in den Freiräumen erlaubt, im Inneren der Gebäude aber strengstens verboten. Dass dieses Verbot von den Journalisten auch nicht umgangen wird, dafür sorgt erstens ein der Gruppe zugeteilter Securitymann, der jeden "Ausreißer" freundlich, aber bestimmt zur Gruppe zurückführt - und zweitens ein "Non Disclosure-Agreement", das jeder Besucher am Eingang unterzeichnen muss.

Ein Leben auf dem "Campus"

Ein Guide führt Gruppen durch den Gebäudekomplex, oder zumindest durch Teile davon, denn 100.000 Quadratmeter gehen sich in der vorgegebenen Tourzeit nicht einmal annähernd aus. Das Bild, das Google von sich in der Öffentlichkeit zeichnet, ist wohl durchdacht. Eine Firma, die ihren Mitarbeitern alles gibt - dafür aber auch mehr von ihnen will als "normale" Arbeitgeber. Der Grundgedanke: Jeder Mitarbeiter soll auf dem Campus, wie die Googler ihren Arbeitsplatz nennen, alles vorfinden was er im täglichen Leben braucht.

Zwei riesige Wellnesscenter, fünf Massageräume, vier Fitnesscenter, Ärztezentren mit Medizinern aller Art, Schwimmbecken und Volleyballplätze stehen zur freien Verfügung der Mitarbeiter. Waschküchen und Friseur sowie ein Shuttleservice, das die Mitarbeiter zur Arbeit bringt, sind ebenfalls gratis. Außerdem gibt es "napping stations", in denen der erschöpfte Mitarbeiter - ganz nach japanischem Vorbild - ein Nickerchen machen kann, um sich zu regenerieren.

"We love to collect data"

Eine Sauna gab es auch, aber "die wurde nicht benutzt, also haben wir sie wieder abgeschafft", berichtet der Guide. Wieso man wusste, dass sie nicht angenommen wird? "We love to collect data, and we love to analyze it", lächelt er verschmitzt. Das ist überhaupt ein Satz, der ganz oft vorkommt bei Google: "Wir sammeln gerne Daten. Und wir analysieren gerne Daten". Und dem Datensammeln ordnet sich jeder unter, das geben die Googler unumwunden zu. Wer immer isst, trinkt, Sport macht oder einen Arzt besucht, der registriert sich dabei mit seinem elektronischen Ausweis.

Gratis-Essen rund um die Uhr

Apropos Essen: Größtes Plus für die Mitarbeiter ist aber ohne Zweifel das Gratisessen in rund 14 Lokalen. Vom frisch gegrillten Burger bis zu Sushi, von der Salatbar bis zum Cafe Latte: Essen und Getränke sind überall und jederzeit frei verfügbar. "Seit ich hier arbeite, habe ich aufgehört, einzukaufen", berichtet eine Mitarbeiterin der PR-Abteilung. Und spricht damit einen Punkt an, der wohl dir Kehrseite all der Vorteile ist. Wer bei Google arbeitet, der arbeitet viel und hart. All die Freizeitangebote am Campus verleiten dazu, ein Leben am Arbeitsplatz zu führen. Die Arbeitszeiten seien aber "völlig normal", sagt eine Mitarbeiterin. Um hinzuzufügen: "Manchmal denke ich mir schon: Herrjeh, es wird mal wieder Zeit etwas außerhalb des Campus zu unternehmen".

Google ist überall

Wer Googler ist, ist es mit dem Großteil seiner Zeit, mit Leib und Seele und auch in allen denkbaren Lebenssituationen. Selbst auf den Toiletten, die mit beheizten WC-Sitzen und Luftdüsen zum Trockenpusten alle Stücke spielen, hängt an der Innenseite der Tür eine Arbeitsanleitung für eine neue Formel. Googles Fürsorge hat eben ihren Preis. (Anita Zielina aus Mountain View, derStandard.at, 7.3.2010)