Hilde Rom (Ursula) und Paul Löwinger (Lukas Hecht) in "Der Hecht im Karpfenteich".

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Solange die Eltern das Sagen hatten, durfte man aus der Tatort-Reihe nur die superharmlosen österreichischen Folgen mit Fritz Eckhard sehen. Man konnte daher - welch Schmach - nicht mitreden, als die anderen von Nastassja Kinski in Reifezeugnis schwärmten.

Zwei Serien waren überhaupt tabu: "Der echte Wiener geht nicht unter", weil Mundl Sackbauers Sprache so derb sei. Und die angeblich volksverdummende Löwinger-Bühne mit ihren primitiven, immer auch anzüglichen Schwänken.

Nun ja, der ORF bietet seit Samstagnachmittag die Möglichkeit, Letzteres im Rahmen seiner "Löwinger-Festspiele" - welch hochtrabendes Wort! - zu überprüfen: Er gedenkt, insgesamt 16 Theateraufzeichnungen auszustrahlen. Zum Auftakt war die Komödie "Der Hecht im Karpfenteich" aus dem Jahr 1983 zu sehen. Es wird auf Biegen und Brechen geschwindelt, es gibt mehr Türen als Darsteller und daher jede Menge Verwechslungen. Von Mimenspiel hat Paul Löwinger keine Ahnung: Er kann mit seinen Kulleraugen nur blöde dreinschauen. Und viele Pointen sind echt erbärmlich ("Lukas, sind Sie ein echter Mann?" - "I wass net. I hob scho lang net nochgschaut.")

Ein "zeitloser Klassiker", wie der ORF behauptet, ist die Aufführung natürlich keiner: Anhand des scheußlichen Frühstücksgeschirrs, der großen Krägen, des grellen Outfits von Hilde Rom und der Jane-Fonda-Aerobic-Frisur von Sissy Löwinger kann man die Entstehungszeit sehr wohl festmachen. Am technischen Aufwand der Aufzeichnung übrigens auch. Der heutigen Jugend braucht man die Löwinger-Bühne nicht zu verbieten: Keiner käme auch nur auf die Idee, sich das anzuschauen. (Thomas Trenkler/DER STANDARD; Printausgabe, 8.3.2010)