Kacheln pflastern den Weg ins Innere des Tieres:

Gasthaus Hansy am Praterstern
Heinestraße 42
1020 Wien
012145363
Zwei Gerichte, Getränke, Kaffee: 23,60 Euro

Foto: Gasthaus Hansy

Zwei Stück Euter, paniert.

Foto: Fidler

Herr Hilberg war mir meilenweit voraus. Wie oft schon, diesmal aber gleich um gut drei Jahre. Im November 2006 hat der Konstantin die Hansy heimgesucht. Ganz spontan, praktisch im Vorbeifahren begutachtete er erfreut das damalige Gänseangebot. Da hatte ich schon viele, viele Pratersternrunden vor mir mit dem Vorsatz, das auffällig gekachelte Ecklokal endlich einmal heimzusuchen.

Und schon im März 2010, nach nur rund 25 Jahren festen Vorsatzes, geschah's. Und das, obwohl ich spätestens seit meinem Besuch im Kaiserwalzer weiß, dass das Innere des Tieres zu den Schwerpunkten des Schaffens in 1060 wie 1020 zählen. Genau, der Kaiserwalzer ist ein Ableger von Hansy. Heißt es eigentlich der, die oder das Hansy? Egal. Es heißt jedenfalls die Innerei, das weiß ich. Und das Euter.

Keine Meuterei

Genau der Milchsack der Kuh fehlt mir noch in meinen gastro-anatomischen Studien - beim Stiegl Max in Purbach war das Euter, wie berichtet, ja damals leider aus, als wir uns am Neusiedler See fröhlich durch Eingeweide und Außenstände von Hecht bis Hengst arbeiteten. Außenstände, da wären wir wieder, wenn auch bei anderem Tier, anderem Geschlecht.

"Schlachtfrisch" leuchten die Schilder auf den Praterstern, darunter steht zum Beispiel Kuheuter. Ich versichere mich noch kurz, dass mein Gesprächspartner dieser Bestellung gewachsen ist. Er versichert, dass ja, wählt aber eher vorsichtig selbst einen Wiener Suppentopf (und wirkt über das Ergebnis nicht unzufrieden). Nur der Kellner scheint mir vom Euter nicht ganz überzeugt. Wenn auch von Meuterei weit entfernt. Auf Nachfrage erklärt er, dass er Euter etwas fad findet. So einfach bringt man mich nicht davon ab. Selbst die angedrohte Panier, gemeinhin ein Fidler-Fluchtgrund, kann mich nicht schrecken.

Milchig-säuerlich und knackig

Ich muss sagen, Herr Willi hatte mit dem fad nur bedingt Recht, wiewohl ich definitiv ebensowenig von einem Aromenfeuerwerk schreiben würde (das überlass ich aber auch bei aufregenderen Gerichten den Profis unter den Essschreibern). Vor allem das erste Stück erinnert absolut schlüssig mit einem milchig-säuerlichen Ton an jene Substanz, die dieser Körperteil sein Kuhleben lang praktisch ständig sich herumgetragen hat. Was das mit Georgien zu tun hat, verraten wir demnächst an dieser Stelle.

Wenn der Bauer verpennt

Die Konsistenz des panierten, dunklen und regelmäßig durchzogenen Flecks ist ebenso schlüssig recht (biss)fest. Schließlich muss das Ding ja auch ein bisschen halten, wenn der Bauer einmal seinen Rausch ausschläft, statt die Mitzi pünktlich anzuzapfen.

Zwei dieser durchaus ansehnlichen Stücke plus wienerisch-süßer Erdäpfel-Vogerlsalat ergeben eine gut sättigende Portion. Wird nicht mein Lieblingsgericht, aber wieder was erledigt.

Schweineschwanz, schnurgerade

Wer mittags m-eutert, kann abends natürlich nicht mit Berner Würstel, Pommes oder Cremespinat klein beigeben. Gut, dass Herr Hilberg in der Stadt isst, und das am liebsten bei Porcus. Immerhin den Besuch hatte ich ihm längst voraus - wenn auch nur wenige Wochen.

Unter der Vielfalt des gesottenen Schweins gibt's diesmal auch noch Schwanz, schnurgerade übrigens, und gar nicht geringelt, wie man sich das als Stadtmensch vorstellt. Sieht nicht wirklich schön aus (ist Stelze schön?), ist vom Knöchelchen zu knabbern, schmeckt aber zart und fein und gar nicht fett. Schon wieder hat mir der Hilberg mit dem Körperteil am Ende vom Schwein was voraus. Wäre ich nicht so gut erzogen, würde ich jetzt kalauern: eine Schwanzlänge, quasi.