Lagos/Wien - Die Unruhen in Nigeria, wo demnächst eine Serie von Wahlen stattfindet, haben ihren Ursprung im Konflikt zwischen dem moslemisch dominierten Norden und dem christlich missionierten und kolonisierten Süden, dessen Kerngebiet, die Ostregion, 1967-70 als "Republik Biafra" Schauplatz eines verlustreichen Sezessionskrieges war. Verschärft wird der Konflikt durch den Kampf um die üppigen Ölvorkommen des bevölkerungsreichsten afrikanischen Staates.

Ein kurzer historischer Rückblick:

16./17. Jh. - Blütezeit der Reiche Benin und Yoruba

18. Jh. - Islamischer Expansionsgrand mit dem Sultanat Sokoto als Zentrum

1849 - Beginn der britischen Kolonisierung

1862 - Gründung der britischen Niederlassung Lagos

1885 - Berliner Konferenz anerkennt britische Einflusssphäre

1902 - Nach Eroberung des Sultanats Sokoto Errichtung des britischen Protektorats

1942 - Bildung erster afrikanischer Vertretungskörperschaften

1960 - Entlassung in die Unabhängigkeit (1.10.) im Rahmen des Commonwealth

1966 - Blutiger Militärputsch

1967-70 - Sezessionskrieg nach Abspaltung der vom christlichen Ibo-Volk bewohnten Südostregion als "Republik Biafra" (60.000 Ibos kommen um, eine halbe Million Menschen flüchten)

1978/79 - Wiederzulassung politischer Parteien - Zivilregierung

1983 - Militärputsch - Autoritäres Regime mit wechselnden Juntaführern

1984 - Beginn schwerer religiös motivierter Unruhen im Norden

1993 - Militär annulliert Präsidentenwahl und inhaftiert Wahlsieger Moshood Abiola - Machtübernahme von General Sani Abacha (stirbt 1998)

1995 - Hinrichtung des Menschenrechtskämpfers des Ogoni-Volkes und Schriftstellers Ken Saro-Wiwa und mehrerer Mitstreiter - Commonwealth-Mitgliedschaft suspendiert

1999 - Demokratische Wahlen und Zivilregierung unter Präsident Olusegun Obasanjo - Religiös und ethnisch motivierte Unruhen - 12 nördliche Teilstaaten führen islamisches Strafrecht (Scharia) ein

2000 - Schwere ethnische und Religionskonflikte

2002 - Anwendung der Scharia-Strafgesetze vom Obersten Gerichtshof für verfassungswidrig erklärt

(APA)