Ginger Ale
Laid Back Galerie
(Virgin)

Foto: Virgin

Das mit Wasserfarben Richtung Zahnarztwartezimmer gemalte Cover mit Fotomodels, die auf einem Bett sitzend unsere Helden Stephane Bertrand und Jonathan Chaoul im Fernsehen bestaunen, muss schon jetzt zu den hässlichsten Plattenhüllen der Geschichte gezählt werden. Und auch der Name des Pariser Duos verweist in die tiefste Provinz und eine Feuerwehrball-Combo aus den frühen 80er-Jahren. Vom kleinhäuslerisch-kosmopolitischen Albumtitel ganz zu schweigen.

Möglicherweise ist das aber auch eine der gefinkeltsten semiotischen Strategien seit der Heirat von der Elton John mit einer Frau - und Miami Vice Marke geiler Hengst aus der Provinz ist in Paris gerade das coolste Ding überhaupt. Die Musik dieses Debüts ist jedenfalls trotz allem großartig! Elektronischer Pop mit Surfgitarren, Bläsersätzen aus der Steckdose, monophone Casio-Keyboards aus 1980 und Verweise auf New Order in ihrer Ibiza-Phase. Richtung House gedeuteter Reggae und eine modernisierte Version von Happy House von Siouxie & The Banshees inklusive diverser Gastsänger wie Etienne Daho. Sicher ein Album des Jahres. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.4.2003)