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Eine British Airways Concorde

Foto: Reuters/Waldie

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Die Concorde hebt ab November nicht mehr ab.

foto: apa/jocard

Air France und British Airways teilten am Donnerstag mit, dass die Concorde am 31. Oktober dieses Jahres außer Dienst gestellt werde. Die französische Fluggesellschaft will den Betrieb sogar schon Ende Mai "unterbrechen" und dürfte ihre fünf Überschallmaschinen auf der Atlantikroute zwischen Paris und New York (in dreieinhalb Stunden) danach gar nicht mehr einsetzen. Air- France-Präsident Jean-Cyril Spinetta begründete den Entscheid mit dem schwachen Passagieraufkommen der letzten Zeit. Vor allem Businesspassagiere - vier Fünftel der Concorde-Klientel - seien in der jüngsten Wirtschaftsflaute stärker ausgeblieben.

Betrieb teurer als Einstellung

Der Generaldirektor von British Airways, Rod Eddington, erklärte, dass die Inbetriebhaltung seiner sieben Concorde-Maschinen teurer gekommen wäre als die Einstellung. Der Entscheid der beiden Fluggesellschaften kam nicht unerwartet. Mit dem Absturz einer Concorde der Air France im Juli 2000, bei dem alle 113 Passagiere starben, war das Schicksal des schnellsten Zivilflugzeugs besiegelt. Trotz einer Totalüberholung aller Maschinen gingen die Pannen weiter, als die Flugbehörden die Fluglizenz Ende 2001 noch einmal erteilten. Neun Zwischenfälle wurden seither gemeldet.

"Ende einer Ära"

Der Einstellungsbeschluss bedeute das "Ende einer fantastischen Ära", bedauert Eddington. Die Concorde war ein Produkt der technischen Aufbruchstimmung der Sechzigerjahre. 1969 zum Jungfernflug gestartet, nahm sie 1976 den kommerziellen Dienst auf. In der engen Kabine zu fliegen, wo Menschen kaum aufrecht stehen können, galt als Abenteuer. Auch finanziell: Ein Retourflug Paris- New York kostete schon damals ein Vermögen, und die aktuellen Preise liegen bei 6500 Euro. Trotzdem kamen British Airways und vor allem Air France nie auf ihre Kosten. Seit zwanzig Jahren wurde keine Concorde mehr gebaut; einzelne Maschinen dienen seither als Ersatzteillager.

Konkurrenz im Ansatz gescheitert

Für Briten und Franzosen war die Concorde stets ein Prestigeobjekt, zumal es die Konkurrenz ausstach: Eine sowjetische Überschall-Tupolev 144 - eine billige Concorde-Kopie - stürzte 1973 bei einer Flugshow ab, was das Projektende bedeutete, und Boeings Pläne wurden gar nie Realität. Dafür machte der US- Konzern bei den US-Behörden Druck, Concorde-Landungen in New York zu blockieren. Von den anfänglich 16 interessierten Airlines bestellten schließlich nur Air France und British Airways die mit Mach 2 fliegende Maschine.

Ende der 90er-Jahre plante Boeing noch einmal einen "Sonic Cruiser", um dem Riesenairbus A380 den Wind aus den Segeln zu nehmen. Als Airbus sein Vorhaben durchzog, begrub Boeing sein Projekt erneut. Mit der aktuellen Luftfahrtskrise planen die Flugzeugbauer in Seattle nun lieber eine superbillige Passagiermaschine. Zumindest in den nächsten Jahren - und wahrscheinlich noch länger - bleibt die elegante Spitznase deshalb ohne Nachwuchs. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD Print-Ausgabe, 11.4.2003)