Das Salzburger Cityradio steht vor dem Aus. Die angestellten Mitarbeiter sind bereits gekündigt. Derzeit läuft nur noch ein Musik-Notprogramm. Dies bestätigte am Mittwoch der Vorstand des Energiekonzerns Salzburg AG am Rande einer Bilanzpräsentation.

Der Salzburger Energieriese ist über den Umweg seiner Mehrheitsbeteiligung an der Objekt-Werbung Eigentümer des Privatsenders. Laut Finanzvorstand August Hirschbichler machte das Radio, welches seit Jänner 2002 im Großraum Salzburg-Stadt zu hören ist, seit Sendestart "über eine Million Euro" Verlust. Brancheninsider setzen die Verlustsumme freilich deutlich höher an. Der Geschäftsführer der Objekt-Werbung, der ehemalige Klubchef der SPÖ im Gemeinderat, Fred Kendlbacher, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Prekär für Radiofabrik

Prekär ist die Misere des kommerziellen Cityradios vor allem auch für die nicht kommerzielle Radiofabrik. Diese teilt sich nämlich nach einem entsprechenden Bescheid der Radiobehörde die Frequenz 107,5 mit dem Cityradio. Welche Auswirkungen die Einstellung des Cityradios auf das Stadtradio Radiofabrik hätte, kann man bei dem freien Sender derzeit nicht beurteilen. Geschäftsführer Wolfgang Hirner betont gegenüber dem STANDARD jedoch, dass eine Einstellung des Betriebes nur mit Zustimmung der Radiofabrik möglich wäre, da diese 50 Prozent der Sendeanlagen GesmbH besitze. Die andere Hälfte gehört der Objekt-Werbung.

Grundsätzlich kann sich Hirner vorstellen, ein 24-Stunden-Radioprogramm zu senden. Derzeit sendet man nur eine Stunde zu Mittag, in der Nacht und am Wochenende. Gespräche mit der Salzburg-AG würden geführt.

Hinter den Kulissen sollen jedoch auch Gespräche mit dem Krone-Radio geführt werden. Ein Einstieg der Krone wäre pikant: Das Salzburger Kleinformat war nämlich lange Zeit ein entschiedener Gegner des vom Cityradio betriebenen "Busradios". Über einige Monate war das Programm des Cityradios in allen städtischen O-Bussen zu hören. Diese "Zwangsbeglückung" der Fahrgäste führte wiederholt zu Protesten der Fahrgäste, von denen einige sogar Unterschriften gegen die Beschallung gesammelt hatten. Nach zähen Verhandlungen erklärten sich die Programmmacher schließlich bereit, ihr Sendeformat mit mehr Oldies und Instrumentalmusik zu versehen. Wirklich beliebt wurde die Idee "Busradio" dadurch freilich nie. (neu/DER STANDARD, Printausgabe, 10.4.2003)