London - Der radioaktive Fallout von Tschernobyl könnte Würmer in einem nahen See zu erhöhter Fortpflanzungstätigkeit veranlasst haben. Zwei Arten, Nais pardalis und Nais pseudobtusa, paaren sich dort nach Beobachtung ukrainischer Forscher häufiger miteinander als in einem zweiten, weiter entfernten See, der durch den Reaktorunfall 20 Mal weniger Radioaktivität abbekommen hat.

Normalerweise vermehren sich diese Würmer hauptsächlich asexuell, sie sind aber auch zur sexuellen Fortpflanzung fähig. Die Beobachtung der Ukrainer könne einer der ersten direkten Hinweise auf die Auswirkungen von Radioaktivität auf wild lebende Tiere sein, berichtet die britische Zeitschrift "New Scientist".

"Die Widerstandsfähigkeit der Art insgesamt wird dadurch erhöht."

Gennady Polikarpov vom Institut für Biologie der Südlichen Meere in Sebastopol erklärt die Tendenz hin zu vermehrter sexueller Fortpflanzung damit, dass die Tiere sich vor Strahlenschäden schützen wollen. Sexuelle Fortpflanzung mischt das Erbgut und erlaubt eine natürliche Auslese derjenigen Gene, die besseren Schutz gewähren: "Die Widerstandsfähigkeit der Art insgesamt wird dadurch erhöht."

Allerdings geben die Forscher keine Daten über das Fortpflanzungsverhalten der Würmer in den beiden Seen vor dem Reaktorunfall vor 17 Jahren an. Bei einer dritten Wurmart, Dero obtusa, machten Polikarpov und seine Kollegin Victoria Tsytsugina zudem genau die gegenteilige Beobachtung: Diese Würmer zeigen in dem stärker bestrahlten See einen höheren Anteil asexueller Fortpflanzung als in dem 20 Kilometer entfernten Vergleichssee. (APA/dpa)