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STANDARD: In das Molecular Imaging setzen Radiologen derzeit große Zukunftshoffnungen. Warum?

Helbich: Weil es sich mit der In-vivo-Charakterisierung und Erkennung biologischer Prozesse auf zellulärer und molekularer Ebene beschäftigt. Dabei werden bildgebende Techniken eingesetzt, welche molekulare und zelluläre Prozesse bei biochemischen, biologischen, diagnostischen und therapeutischen Vorgängen darstellen. Visionäres Ziel ist es, Moleküle und Zellen quasi zum Leuchten zu bringen.

STANDARD: Was sind die Vorteile gegenüber bisherigen Verfahren?

Helbich: Bei herkömmlichen bildgebenden Verfahren wie Röntgen und CT steht die morphologische Darstellung der Anatomie beziehungsweise von pathologischen Prozessen wie etwa Tumoren oder Entzündungen im Vordergrund. Anhand der Morphologie werden Läsionen erkannt und unterschieden. Diese Verfahren erlauben eine sehr oberflächliche Betrachtung von pathologischen Veränderungen. Mit MI haben wir die Möglichkeit, Initialzündungen im zellulären und molekularen Bereich, bevor eine morphologische Veränderung eintritt, darzustellen.

STANDARD: Wie weit ist die Technik schon fortgeschritten?

Helbich: Sehr viele MI-Techniken können derzeit leider erst in der Forschung eingesetzt werden.

STANDARD: Bei welchen Indikationen ist MI sinnvoll?

Helbich: Präklinisch wird derzeit jegliche Indikation getestet. Wenn wir von einem klinischen Molecular Imaging sprechen, dann steht hier vor allem die Bildgebung bei Tumoren und im Bereich der Neurologie im Vordergrund.

STANDARD: Was kommt nach MI?

Helbich: Die Entwicklung in der Radiologie ist unglaublich und fürwahr exponentiell. Der Begriff Molecular Imaging ist gut gewählt und repräsentiert ein breites Feld im Bereich der Grundlagenforschung. Es inkludiert Fächer wie Physik, Chemie, Biologie, Molekularbiologie, Medizin, Genomics und vieles mehr. Es gibt noch viele Hürden zu meistern, bevor wir über ein weiteres neues Gebiet in der Bildgebung nachdenken. (DER STANDARD, Printausgabe, 03.03.2010)