Das Denkmal für NS-Opfer am Friedhof Annabichl.

Foto: Standard/Vinzenz Jobst

Klagenfurt/Wien - Am Klagenfurter Friedhof Annabichl erinnert ein Mahnmal an rund 1000 Opfer des Nationalsozialismus. Es liegt genau im Schnittpunkt des Friedhofs und wurde 1965 vom SPÖ-Landeshauptmann und Überlebenden des KZ Dachau, Ferdinand Wedenig, als Landesgedenkstätte errichtet. Als Abtausch für die Opfergräber, die entgegen der damaligen Rechtslage illegal weitervermietet wurden. Das Mahnmal wurde damals vom Künstler Valentin Oman nach einem Entwurf des Architekten Hermann Nitsch gestaltet. Jetzt soll es von Oman gemeinsam mit dem Architekten Klaus Holler erneuert werden. Zentrales Gestaltungselement sollen die Namen der Opfer sein, die auf Stelen angeführt werden. An alle jene, die bislang unbekannt blieben, soll ein "Buchstaben-Chaos" erinnern, das in den Boden der Gedenkstätte eingelassen wird.

"Wir wollen damit auch einen Beitrag zur Würde der Republik leisten" , erläutert der Obmann des Trägervereins "Memorial Kärnten-Koroška" , Vinzenz Jobst, im Standard-Gespräch. Die Kosten für die Neugestaltung werden bei rund 600.000 Euro liegen. Damit würde aber nicht nur die Gedenkstätte finanziert, man wolle darüber hinaus auch eine Gedenkkultur über Gräuel der Nazizeit etablieren, die wissenschaftlich untermauert ist, erklärt Jobst.

Unterstützung erhofft man sich großteils vom Österreichischen Nationalfonds und NationalratsPräsidentin Barbara Prammer (SP) sowie vom Innenministerium. Auch beim Land Kärnten und der Stadt Klagenfurt hat das "Memorial" angeklopft. "Die Stadt steht dazu" , bestätigt die Klagenfurter SPÖ-Vizebürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz: "Man muss unbedingt etwas gegen das Vergessen tun!" Auch SP-Landesrat Peter Kaiser setzt sich schon lange für die Erneuerung des Mahnmals ein. Er will das Projekt jetzt erneut imKärntner Landtag und in der Landesregierung thematisieren.

Wenig Unterstützung vomLand Kärnten erwartet sich dagegen der Erziehungswissenschafter Peter Gstettner: "Meine Erfahrung ist, dass nun alles mit dem Sparstift argumentiert wird. Ich erwarte mir daher keinen einzigen Euro." Mehr Hilfe erhofft er sich da schon in Wien. Heute, Mittwoch, ist ein Treffen mit Nationalratspräsidentin Prammer vereinbart, bei dem das neue Denkmal-Konzept vorgestellt werden soll.

Gstettner geht es bei der Neugestaltung vor allem um eines: "Ziel ist es, die Opfer der Anonymität zu entreißen" , sagt er: "Bis jetzt haben wir rund 1500 Namen von Opfern gesichert." Sei das jetzige Denkmal eines für die Befreiung Österreichs, so soll der Neuentwurf einDenkmal für alle NS-Opfer sein - etwa auch "einschließlich der Euthanasieopfer" . (Peter Mayr und Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.3.2010)