Tarik hatte Glück: Als der Zwölfjährige gerade in Kairo war, wurde zum ersten Mal Aida im Opernhaus aufgeführt. "Und ich, Tarik, der Kameltreiber von Gise, war dabei und hab' alles gesehen", prahlt der Junge vor einer Horde Straßenkinder. Tarik ist es auch, der die junge Leserschaft mit in die Oper nimmt.

Aida heißt das "musikalische Bilderbuch" (so die Verlagsetikette) für Kinder ab dem fünften Lebensjahr von Rudolf Herfurtner und Anette Bley. Tarik erzählt von der Liebe zwischen Aida und Radames, von Eifersucht, Hass und Krieg. Und vor allem von der Musik. Um die Kinder auf den Geschmack zu bringen, reicht es aber nicht, über Giuseppe Verdis Werk zu reden. Man muss es auch hören. Der Verlag liefert deshalb die Oper gleich mit. 67 Minuten Musik. Also: Lesen allein genügt nicht, der CD-Player muss griffbereit stehen. Tarik erklärt die Zusammenhänge. Dann heißt es: Play drücken! Banausen wird geholfen. Neben den Textstellen finden sich die passenden Titelnummern. Eines zeigte der Selbsttest: So ruhig war das Kind selten. Fast andächtig. Anfangs zumindest, denn die Musikstücke sind oft lang, stellen die (beschränkte) Geduld hart auf die Probe - aber gelauscht wurde. Dann kamen die Fragen: "Wer ist die Aida? Warum sagt das dieser Rademasch?" usw. Damit ist auch die Geduld der Elternschaft gefordert. Kommt dann das Wort "nochmals", ist das aber eine schöne Belohnung. (Peter Mayr; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28.2.2010)