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Bisher hat der Iran seine Atomanlagen - wie etwa die erst im September bekanntgewordene Einrichtung bei Qom (im Bild) - immer tief unter die Erde verlegt. Warum das Regim nun seine Uran-Vorräte an die Oberfläche geholt hat, stellt die Experten vor ein Rätsel.

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New York/Wien - Will der Iran einen israelischen Militärschlag provozieren? Das ist eine der möglichen Erklärungen, die internationale Experten dafür haben, dass der Iran fast seine gesamten Vorräte an niedrig angereichertem Uran von einem unterirdischen Lager an eines an der Erdoberfläche verlegt hat, wie die "New York Times" am Samstag unter Berufung auf Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Agentur IAEA (IAEO) schrieb.

Dem Bericht zufolge konnten die IAEA-Inspektoren am 14. Februar beobachten, wie die Iraner mehr als 2000 Kilogramm niedrig angereicherten Urans aus einem tief unter der Erde gelegenen Lager heraufholten, um es sichtbar in einer oberirdischen Halle zu deponieren. Die Inspektoren rätseln jetzt über die Gründe.

Der Iran hat angekündigt, niedrig angereichertes Uran (3,5 Prozent) auf 20 Prozent weiter anzureichern, um in der Medizin verwendete Isotope herzustellen. Allerdings brauche der Iran nicht derartig viel Brennstoff für seinen alternden Forschungsreaktor in Teheran, hieß es.

Mehrere Erklärungen

Die einzelnen Experten haben verschiedene Erklärungen für die Umschichtungsaktion. Die Einen - wie Kenneth Pollack von der Brooking Institution - meinen, der Iran wolle die Konfrontation mit dem Westen weiter anheizen, um größere Konzessionen in den Verhandlungen zu erreichen.

Andere wiederum, darunter auch Experten der US-Regierung, gehen davon aus, dass der Iran einfach nicht über genügend Lagerraum verfüge und daher seine Uranvorräte andernorts aufbewahren müsse.

Bisher haben die Iraner ihre Atomanlagen - wie etwa die erst im September bekanntgewordene Einrichtung bei Qom - immer tief unter die Erde beziehungsweise in das Innere von Bergen verlegt, um sie vor möglichen Angriffen der USA oder Israels zu schützen.

Dass die Iraner jetzt ihre Uran-Vorräte an die Oberfläche geholt haben, könnte nach Meinung einiger Experten mit einem neuen Schachzug der Revolutionsgarden zusammenhängen, die das Atomprogramm kontrollieren. Sie könnten Israel zu einem Angriff "einladen", um von den seit acht Monaten anhaltenden Spannungen im Land wegen der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad abzulenken.

"Israelischer Schlag gut für das Regime"

Ein hochrangiger europäischer Diplomat meinte gegenüber der "New York Times", ein israelischer Militärschlag wäre das "Beste", was dem iranischen Regime passieren könnte. Damit würde sich das Volk um die Regierung und gegen den gemeinsamen Feind scharen.

Geheimdienstexperten in Washington und Europa sind sich nicht sicher, ob der Iran tatsächlich Atomwaffen bauen will oder nur anstrebt, über die Fähigkeiten zu deren Herstellung zu verfügen.

US-Regierungsbeamte betonten, Präsident Barack Obama wolle einen israelischen Militärschlag gegen den Iran verhindern. Er habe seinen nationalen Sicherheitsberater und seinen Generalstabschef nach Israel entsandt, um dies zu bekräftigen. (APA)