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Österreichs Silber-Quartett.

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

Whistler - Österreichs Biathleten haben am Freitag im Herren-Staffelbewerb der XXI. Olympischen Winterspiele in Vancouver die Silbermedaille gewonnen. Simon Eder, Daniel Mesotitsch, Dominik Landertinger und Christoph Sumann holten damit die 13. Medaille für Rot-Weiß-Rot in Kanada. Das ÖSV-Quartett musste sich über 4 x 7,5 Kilometer nur dem Team aus Norwegen geschlagen geben. Bronze ging an Russland.

Der zweite Platz ist die erst insgesamt dritte Olympiamedaille für Österreichs Biathleten nach Bronze 2002 im Sprint von Wolfgang Perner (Dopingsperre nach Razzien in Turin 2006) und Silber in der Vorwoche von Sumann in der Verfolgung.

Österreich hatte Norwegen dank perfektem Material bei feuchtem Schneefall fast über die gesamte Distanz ein Kopf-an-Kopf-Duell geliefert. Sumann musste den großen Björndalen im spannenden Finale erst nach einer Strafrunde im liegenden Anschlag ziehen lassen. In einem fulminanten Zielsprint bezwang er aber den Massenstart-Olympiasieger Jewgenij Ustjugow und sicherte seinem Team nach seinem zweiten Platz in der Verfolgung wenige Zentimeter vor dem Russen Silber. "Ein historischer Moment", jubelte der Steirer nach dem ersten Team-Edelmetall für die Biathleten bei Winterspielen und der insgesamt 13. Medaille für das ÖOC-Aufgebot 2010 (4-4-5).

"Ich habe noch nie so eine Hochschaubahn der Gefühle mitgemacht. Ich schieße und schieße und schieße und die Scheiben waren immer noch schwarz", sagte er zum verpatzten Liegend-Anschlag mit vier Fehlern. "Keine Ahnung, wo die Schüsse waren, es ist aber im Grunde genommen egal. Auf der zweite Runde hab ich voll riskiert und dann auch stehend voll riskiert. Ich habe gezittert, dass es sich mit der Medaille noch ausgeht. Sonst hätten mich meine Teamkollegen hier gelassen", meinte Sumann erleichert.

Olympia-Debütant Landertinger jubelte über einen "perfekten Abschluss" in Whistler mit der ersten Olympia-Medaille. "Gottseidank habe ich jetzt was in der Hand. Im Einzel hat es leider nicht geklappt, das hebe ich mir für Sotschi auf." Der 33-jährige Mesotitsch wurde nach zwei Staffel-WM-Medaillen doch noch mit einer Olympia-Medaille belohnt. "Im letzten Olympia-Rennen eine Medaille, das ist super", sagte er.

Auch Simon Eder sah sein Ziel erreicht: "Ich wollte unbedingt mit einer Medaille nach Hause kommen. Das Stehendschießen von Sumi und sein Lauf waren eine Glanzleistung." Eder, der bereits beim Weltcupsieg im Dezember 2009 in Hochfilzen Startläufer gewesen war, löste seine Aufgabe mit Bravour. Der 27-jährige Salzburger traf alle zehn Scheiben ohne nachladen zu müssen. Er führte bis nach dem zweiten Schießen (stehend), auf der letzten Runde zog allerdings der Russe Iwan Tscheresow etwas davon. Eder übergab als Zweiter, knapp drei Sekunden hinter Russland und unmittelbar vor Deutschland und Schweden.

Auf dem zweiten Abschnitt schob sich zunächst alles zu einer großen Gruppe zusammen. Daniel Mesotitsch leistete sich liegend zwar zwei Fehlschüsse, verlor 14 Sekunden beim Nachladen, machte dieses Manko aber im Laufen wett und kam mit der großen Gruppe zum zweiten Mal zum Schießstand. Auch im stehenden Anschlag musste der Kärntner einmal nachladen, dennoch bildete er danach mit dem Norweger Tarjei Boe, der sich im Finish absetzte, und dem Russen Anton Schipulin ein Spitzentrio. Mesotitsch übergab als Zweiter mit 5,6 Sekunden Rückstand. Für zwei Mitfavoriten -  Deutschland und  Frankreich - war das Rennen jedoch schon vor Halbzeit gelaufen.

Dominik Landertinger hielt sich zunächst im Windschatten des 20-km-Olympiasiegers Emil Hegle Svendsen, nach nur einem Fehlschuss gegenüber deren zwei des Norwegers übernahm der 21-jährige die Spitze. Stehend schaffte er mit der Staffel, was ihm in den Einzelkonkurrenzen nie gelungen war: Der Hochfilzener schoss makellos, Svendsen verfehlte im dichten Schneefall eine der 50 m entfernten kleinen Scheiben.

Der drittplatzierte Russe Maxim Tschudow lag zwar nur rund 20 Sekunden zurück, auf die viertplatzierten Schweden aber ein sicheres Guthaben von 1:07 Minuten. So lief alles - wie schon so oft im Weltcup - auf ein Finale zwischen dem großen Ole Einar Björndalen und Christoph Sumann hinaus. Doch ausgerechnet der Routinier verhaute den Liegend-Anschlag. Die ersten vier Schüsse lagen über dem Ziel, nach dem Maximum von dreimal Nachladen musste Sumann in die Strafrunde und fiel auf Platz drei zurück. In der folgenden Auseinandersetzung mit Ustjugow hatte im Ziel das bessere Ende für sich.  (APA/red)

ERGEBNIS Biathlon-Staffelbewerbes der Herren über 4 x 7,5 km am Freitag in Whistler:

1. Norwegen (Halvard Hanevold, Tarjei Bö, Emil Hegle Svendsen, Ole Einar Björndalen) 1:21,38,1 Min. (0 Strafrunden/7 Nachlader) - 2. Österreich (Simon Eder, Daniel Mesotitsch, Dominik Landertinger, Christoph Sumann) + 0:38,6 Min. (1/8) - 3. Russland (Iwan Tscheresow, Anton Schipulin, Maxim Tschudow, Jewgenij Ustjugow) 0:38,8 (0/4) - 4. Schweden (Fredrick Lindström, Carl Johan Bergman, Mattias Nilsson, Björn Ferry) 1:23,9 (1/10) - 5. Deutschland (Simon Schempp, Andreas Birnbacher, Arnd Peiffer, Michael Greis) 1:37,9 (2/7) - 6. Frankreich 1:38,1 (1/9) - 7. Tschechien 2:17,1 (0/9) - 8. Ukraine 2:47,0 (0/4) - 9. Schweiz 2:58,7 (0/9) - 10. Kanada 3:12,6 (0/7)