(Menschenleer. Plakate weisen hin auf die Installation "Element6" von Christoph Büchel. Von rechts erscheint Pawlow, ein Golden Retriever. Ein zweiter Golden Retriever, Pawlow, erscheint von links. Sie treffen und beschnuppern einander.)

PAWLOW: Gestatten, Pawlow.

PAWLOW: Pawlow, angenehm.

PAWLOW: Ein Skandal, diese Ausstellung, nicht?

PAWLOW: Im Gegenteil. Ein Kunstwerk erster Güte. Sie gestatten? (Er beschnüffelt Pawlows Arschloch.)

PAWLOW: Gern. Ich darf doch auch?

(Er beschnüffelt Pawlows Arschloch. Sie drehen sich im Kreis.)

PAWLOW: Sittenverfall unter Missbrauch der "Freiheit der Kunst" nenne ich so etwas. Perverse Vernichtung von Steuergeldern.

PAWLOW: Kunst, mein Lieber, soll unbequem sein, die Augen öffnen und auch zeigen, dass es sexuelle Praktiken gibt, vor denen man die Augen schließt, die quasi im Hinterhof stattfinden.

PAWLOW: Gangbang-Partys und Domina-Kammern haben mit Kunst und Kultur rein gar nichts zu tun. Das ist eine negative Spirale von Nihilismus und Perversion.

PAWLOW: Unsinn! Büchel entwirft entlarvende Gesellschaftsbilder, Ausschnitte einer wuchernden, einer konstruierten Welt, die sich selbst nicht versteht!

PAWLOW: Partnertausch-Treff als Konzeptkunst! Verschwitzte Fantasien eines "Künstlers" aus der Schweiz!

PAWLOW: Er wollte mit der ausgelösten Diskussion eine Parallele zu jener Debatte konstruieren, welche Gustav Klimts Beethovenfries einst ausgelöst hat. Das Fries ist heute kein Skandal mehr, die Installierung eines Swingerclubs hingegen der damaligen Situation ähnlich. - Sie erlauben?

(Er schnüffelt intensiver. Auch Pawlow schnüffelt intensiver. Sie drehen sich wie rasend im Kreis, lassen schließlich voneinander ab.)

PAWLOW: Danke, Pawlow. Es war mir ein Fest.

PAWLOW: Auch mir, Pawlow, auch mir. Wann sehen wir uns wieder? Schlingensief? Nitsch? Krystufek?

PAWLOW: Meinetwegen Manker.

(Vorhang)

(Antonio Fian, DER STANDARD/Printausgabe, 27./28.02.2010)