Moderner Journalismus benötigt Expertenwissen. Da befinden wir uns in einer bequemen Lage, denn wo es uns an speziellem Wissen mangelt, wird uns ausgeholfen.

Vor einigen Tagen erreichte uns die rhetorische Frage: Warum illustriert man den Artikel über niederösterreichische Nebenbahnprobleme mit dem Bild einer deutschen Eisenbahn aus dem Harz? Kenner können eine deutsche Dampflok ja von einer österreichischen unterscheiden: Deutsche Schnauferln sind vorne um die Puffer herum gerne rot lackiert. Verblüffend war der Hinweis auf die Strecke. Der abgebildete Zug war wirklich im deutschen Mittelgebirge unterwegs.

So kam es ins Blatt: Das Bild ist einfach zu schön. Wer sich von dieser romantischen Winterlandschaft einfangen lässt, sieht eben nur eine Dampflok in einem Wald, der überall zu finden sein könnte.

Wir sind ja großzügig. „Keine Gäste, mehr Arbeitslose – auch im schönen Zillertal. Der Tiroler Bezirk Landeck hat die meisten Arbeitslosen Österreichs“, wussten wir zu berichten. Unabhängig vom landschaftlichen Reiz: Die Stadt Landeck liegt im Inntal.

Zu großzügig waren wir auch mit dem kaufmännischen ORF-Direktor: Dieser wäre glücklich, „wenn wir 2014 gar nicht mehr über behördliche Prüfung reden müssen, weil der ORF so stark ist, dass wir auf niemanden angewiesen sind“. Der Schluss daraus, dass Grasl „ab 2014 kein zusätzliches Staatsgeld brauchen“ will, ist zu weitgehend. Grasl will den ORF so schlank machen, dass keine Behörde mehr auf seine Sparsamkeit achten muss. Die Gebührenbefreiungen soll der Staat weiterhin ersetzen. In einer anderen Welt bewegen wir uns, wenn wir über die Osterfestspiele schreiben. „Dem Standard wurde eine E-Mail an Ernst & Young vom 29. Februar 2009 zugespielt“, schrieben wir. Den sensiblen Blick auf dieses Datum haben nur Menschen, die am 29. 2. Geburtstag haben, man gratuliert auch heuer trotzdem. Es war ein Tippfehler, die E-Mail war vom 25. Februar 2009. (Otto Ranftl, Leserbeauftragter/DER STANDARD, Printausgabe, 27.2.2010)