New York/Seoul - Im Konflikt um das nordkoreanische Atomprogramm setzt die Regierung in Pjöngjang auf militärische Abschreckung. Das Beispiel Irak habe gezeigt, dass nur so ein Krieg verhindert werden könne, schrieb die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am Donnerstag. Eine formelle Einstellung des angeblichen Atomwaffenprogramms würde zur Entsendung von Inspektoren führen und einer US-Invasion den Boden bereiten. Eine Verurteilung Nordkoreas wegen des Ausstiegs aus dem Atomwaffensperrvertrag scheiterte im Weltsicherheitsrat am Widerstand Chinas und Russlands.

Krieg sei nur durch "physikalische Abschreckung" zu verhindern

Der Krieg im Irak habe gezeigt, dass eine Militäraktion nur verhindert werden könne, "wenn man über eine physikalische Abschreckung verfügt", berichtete KCNA weiter. Atomwaffen wurden nicht direkt genannt.

"Vorspiel zum Krieg"

Der Weltsicherheitsrat äußerte sich am Mittwoch in New York besorgt über das nordkoreanische Atomprogramm. Nordkorea nannte die Beratungen des Weltsicherheitsrats "ein Vorspiel zum Krieg". Weiter bezeichnete der staatliche Rundfunksender in Pjöngjang die auf Antrag der USA erfolgten Beratungen als "schwere Provokation, die die Bemühungen um einen Dialog unterbrechen und die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel erhöhen". Sollte der UN-Sicherheitsrat für eine feindselige Politik gegenüber Nordkorea benutzt werden, müsse das Land sein Potenzial mobilisieren, "Abschreckungsmittel" zu erlangen. Nähere Angaben wurden dazu nicht gemacht.

Pjönjang drohte mit Eskalation des Streits

Die nordkoreanische Regierung hatte den Vereinten Nationen vor der Sitzung des Sicherheitsrates für den Fall von Strafmaßnahmen mit einer Eskalation des Streits gedroht. Der amerikanische UN-Botschafter John Negroponte äußerte sich zufrieden mit dem Verlauf der eineinhalbstündigen Sitzung hinter verschlossenen Türen. Die US-Regierung strebe nach wie vor eine friedliche Beilegung des Streits an und hoffe, dass Pjöngjang sich diplomatischen Bemühungen zur Erörterung seines Atomprogramms nicht verschließe.

Nordkorea besteht auf bilateralen Verhandlungen

Washington will den Konflikt gemeinsam mit Russland, China, Japan und Südkorea lösen, während Nordkorea auf bilaterale Verhandlungen mit den USA besteht. Die US-Regierung lehnt dies jedoch strikt ab.

Russland und Südkorea einigten sich am Donnerstag darauf, gemeinsam an einer friedlichen Lösung des Konflikts zu arbeiten. Der russische Außenminister Sergej Iwanow sagte nach einem Gespräch mit seinem südkoreanischen Kollegen Cho Young Kil in Seoul, beide Seiten wollten in dieser Frage kooperieren. Man sei sich einig, dass es von großer Bedeutung sei, die Krise nicht mit "feindlichen und extremen Äußerungen" zu verschärfen. Iwanow schließt nicht aus, dass Nordkorea Entscheidungen der Vereinten Nationen über das vermutete Atomwaffenprogramm des kommunistischen Landes ignoriert.(APA/AP/Reuters)