Moskau - Russland hat die USA bei der Suche nach belastenden Dokumenten des irakischen Regimes scharf vor Übergriffen auf die russische Botschaft in Bagdad gewarnt. Außenminister Igor Iwanow mahnte seinen Kollegen Colin Powell in einem Telefongespräch am Mittwoch, die Sicherheit der letzten verbliebenen Diplomaten und die Unantastbarkeit der Botschaft müssten gewahrt bleiben.

Berichte, der gestürzte irakische Machthaber Saddam Hussein habe sich in die russische Botschaft im Zentrum von Bagdad geflüchtet, wurden in Moskau dementiert. "Solche Behauptungen stellen zum wiederholten Mal eine Bedrohung unserer Botschaft dar", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Alexander Jakowenko.

Plünderer

Russland befürchtete nach Medienberichten ein Eindringen von US-Truppen in die Botschaft oder ein verdecktes Vorgehen von Agenten des Geheimdienstes CIA, die sich als Plünderer tarnen. Hintergrund der russischen Nervosität ist nach Einschätzung Moskauer Medien der Wettlauf um Archive des irakischen Machthabers Saddam Hussein. Dazu könnten auch belastende Unterlagen über mögliche russische Verstöße gegen das UN-Embargo gehören. CIA-Agenten suchten in Bagdad bereits nach Husseins Archiven, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf Quellen in der irakischen Hauptstadt.

Die russische Zeitung "Nesawissimaja Gaseta" berichtete, Archive von Saddam Hussein könnten bereits von russischen Diplomaten aus dem Irak nach Moskau gebracht worden sein. Das Blatt brachte die angebliche US-Suche nach den Unterlagen in Verbindung mit den Schüssen auf den Autokonvoi des russischen Botschafters Wladimir Titorenko. Die US-Truppen seien über dessen Abreise am Sonntag informiert gewesen und hätten mehrfach versucht, die transportierten Güter zu kontrollieren.

Der russische Auslandsgeheimdienst SWR dementierte jedoch einen Abtransport geheimer Dokumente nach Russland. "Diese Behauptung ist aus den Fingern gesogen und entbehrt jeglicher Grundlage", sagte ein Sprecher der Behörde am Mittwoch. (APA/dpa)