Brüssel/Straßburg - Ein Generalstreik der EU-Beamten soll am morgigen Freitag alle EU-Institutionen lahm legen. Schon gestern, Mittwoch, schalteten sie aus Protest im Straßburger EU-Parlament kurz die Mikrofone aus. Die Unionsbediensteten wollen damit gegen eine geplante Pensionsreform protestieren.

Die EU-Beamtengewerkschaften rufen zum Warnstreik gegen das Pensionssparkonzept auf, das einige Regierungen im EU-Ministerrat durchsetzen wollen. Danach soll nicht mehr das letzte Gehalt vor der Pensionierung, sondern der Durchschnitt der letzten zehn Jahre als Pensionsgrundlage gelten. Zudem würden die Beamten mehr Jahre arbeiten müssen, um die volle Pensionssumme zu erreichen. Dabei leisten EU-Beamte länger Dienst als Beamte in allen EU-Staaten: Das Pensionsalter liegt im Durchschnitt bei rund 63 Jahren (in Österreich: Männer 58, Frauen 57).

Die Vorschläge des Rats berücksichtigten dies nicht, kritisiert auch EU-Personalkommissar Neil Kinnock gegenüber dem STANDARD. Für den Arbeitskampf hat er aber kein Verständnis: "Ich lehne den Streik sehr klar ab", sagt Kinnock; man stehe "mitten in Verhandlungen". Er hoffe, "der Streik stört nicht die Verhandlungen und bringt auch die EU-Institutionen nicht durcheinander". (ina, jwo/DER STANDARD, Printausgabe, 10.4.2003)