Wien - Durch eine market-Umfrage bestätigt sieht sich Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) bei ihrem Plan zur Kürzung von Schulstunden ab dem kommenden Unterrichtsjahr. Demnach seien sowohl zwei Drittel der Gesamtbevölkerung als auch der Eltern von Schulkindern der Ansicht, dass Kürzungen beim Stundenplan problemlos möglich wären. Die Reduktion der Stunden sei auch ein Signal, dass sich der Unterricht auf das Wesentliche und Wichtige konzentrieren müsse, betonte Gehrer bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in der ÖVP-Parteizentrale in Wien - zur gleichen Zeit demonstrierten Lehrer vor dem Bildungsministerium.

Für die Erhebung wurden zwischen Ende März und Anfang April mehr als 800 Erwachsene telefonisch befragt. Die mit dem Satz "In einigen Schulstufen und Schulformen werden die Schüler bis zu 39 Stunden pro Woche unterrichtet" eingeleitete Frage nach der Richtigkeit der Anzahl der Schulstunden wurde von 56 Prozent der Gesamtbevölkerung und mehr als 60 Prozent der Eltern von Schulkindern mit "zu viel" beantwortet.

Kritik der Gewerkschaft, wonach sie ihre Reform "von oben herab" verordnet habe, wies Gehrer zurück: Seit Jänner sei mit den Lehrer-Vertretern über diese Frage diskutiert worden - der Schritt werde von diesen nur nicht mitgetragen. Die Ministerin konzedierte allerdings, dass man das kommende Schuljahr bis jetzt unter anderen Voraussetzungen geplant habe - es sei aber eine "Herausforderung", sich innerhalb von fünf Monaten auf Neues einzustellen. Eine Verschiebung der Reform schloss sie aus, die Gegenstimmen würden dadurch nicht weniger - zwischen April und September müsse man außerdem in der Lage sein, eine Planung für das kommende Schuljahr zu machen.

Die Stundenkürzung selbst sah Gehrer als zweiten Teil einer Entlastung der Schüler: Der erste sei vor dreieinhalb Jahren mit dem neuen Lehrplan 99 erfolgt, der den gesamten Stoff in Kern- und Erweiterungsbereiche geteilt habe. Nun folge mit der Reduktion der Unterrichtseinheiten die zeitliche Entlastung - als nächsten Schritt soll die von Gehrer eingesetzte "Zukunftskommission" die Lehrpläne durchforsten, "nicht entrümpeln, weil es kein Gerümpel darin gibt".

"Nie verheimlicht" habe sie, dass sie mit der Stundenkürzung auch darauf schaue, dass die Personalkosten für die Lehrer nicht "davonlaufen", meinte Gehrer. Allein für die Bundeslehrer (AHS und BHS, Anm.) würden jährlich 1,2 Milliarden Euro aufgewendet, allein durch die Gehalts-Vorrückungen kämen pro Jahr 33 Mio. Euro dazu. Noch gar nicht eingerechnet sei die Abgeltung der Inflation und die Tatsache, dass immer mehr Schüler höhere Schulen besuchten und damit mehr Lehrer erforderlich seien.

Die durch die Reform wegfallenden Stellen will Gehrer durch "verminderte Nachbesetzungen" abfangen. Jährlich würden im Bundeslehrerbereich rund 900 Pädagogen in Pension gehen - weiters würden im Zuge der aktuellen Pensionsdiskussion sich viele Lehrer überlegen, ob sie nicht noch in den Ruhestand wechseln wollten. Die Kündigung von Lehrern schloss Gehrer aus, allerdings könnten befristete Verträge nicht verlängert werden: "Da wird es so aussehen, wie es sich aus der Notwendigkeit ergibt." Andererseits gebe es bestimmte Fächer wie etwa in den Naturwissenschaften, in denen durchaus Lehrer gesucht würden.

ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon wollte "der Opposition ins Stammbuch schreiben", dass diese selbst lange Zeit eine Entlastung der Schüler verlangt habe. (APA)