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Ein Militärmarsch der "Armee von Jerusalem" in Tikrit im Februar.

Foto: REUTERS/Suhaib Salem

Dubai - Mit Saddam Husseins Heimatstadt Tikrit haben die US-geführten Streitkräfte am Mittwoch die stärkste Bastion des irakischen Machthabers unter Beschuss genommen. Mehrere schwer befestigte Bunker stehen in der hunderttausend Einwohner zählenden Provinzhauptstadt am Tigris bereit und könnten dem bedrängten Machthaber nach einer Flucht aus Bagdad letzten Schutz gewähren.

Treue Anhänger

Bei den Einwohnern kann der Präsident auf treue Anhänger zählen. Viele gehören dem Bu-Nasir-Stamm an, zu dem auch Saddam Husseins Familie gehört. Die obersten Ränge in Staat, Armee und Baath-Partei sind mit Stammesverwandten durchsetzt: Blutsbande gelten in der irakischen Gesellschaft als Garantie für Loyalität. Vor Kriegsbeginn hatten Bewohner gedroht, Tikrit zum Stalingrad der US-Streitkräfte zu machen.

Vor vermutlich 65 Jahren wurde Saddam Hussein in einem Vorort von Tikrit in ärmste Verhältnisse hineingeboren. In den drei Jahrzehnten seiner Herrschaft blühte die Stadt auf. Prachtvolle Palastanlagen und eine Nachbildung des Jerusalemer Felsendoms zeugten bisher in der Provinzstadt von der Macht ihres Sohnes im 170 Kilometer entfernten Bagdad, Besucher werden am Ortseingang von einem riesigen Triumphbogen begrüßt, großflächige Porträts zeigen Saddam Hussein mit Saladdin, dem islamischen Feldherrn aus Tikrit, der 1187 die christlichen Kreuzritter aus Jerusalem vertrieb.

Imam: "Jeder, der eine Waffe tragen kann, wird auf die Aggression reagieren."

Der Imam der Tikriter Moschee, Scheich Mohammed el Alussi, schleuderte den alliierten Truppen kürzlich eine Drohung entgegen: "Wir sind sehr stolz, dass Saddam Hussein so wie Saladdin aus Tikrit kommt, und wir zweifeln nicht daran, dass Saddam Hussein ein ebenso großer Feldherr ist. Jeder, der eine Waffe tragen kann, ob Mann oder Frau, wird auf die Aggression reagieren."

In ihrer langen Geschichte hat die Stadt, die im neunten Jahrhundert erstmals erwähnt wurde, schon viel Gewalt erlebt. 1394 wurde sie von den Truppen des Mongolenführers Tamerlan zerstört, ihre Einwohner wurden niedergemetzelt. Einer Legende zufolge ließ der grausame Heerführer aus den Schädeln der Opfer eine Pyramide errichten. Die letzte Belagerung erlebte Tikrit im Ersten Weltkrieg. Im November 1917 nahmen britische Truppen die Stadt ein. Die Freude der Briten währte nur kurz: Ihr Truppenkommandant Frederick Mauder zog sich die Cholera zu und starb. (APA/AFP)