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Riikka Sarasoja ist nur ein zufällig gewähltes Beispiel für das finnische Desaster bei den Spielen in Kanada.

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Vancouver - Finnland bleibt immer noch die Erinnerung. An Matti Nykänen, der verlässlich zu Gold flog. An Marja Kirvesniemi, die Herrscherin in der Loipe. Und die Gegenwart? Fürchterlich, man muss sich mit Almosen begnügen. Ein gewisser Peetu Piiroinen flog in der Halfpipe zu Silber. Das war's bisher. Im Medaillenspiegel liegt Finnland hinter der Wintersport-Großmacht Australien.

Es droht die schlechteste Olympia-Bilanz seit 1932 in Lake Placid, damals gab es je einmal Gold, Silber und Bronze. Zwischen dem 60. und 70. Breitengrad ist die Stimmung mittlerweile so düster wie der Tag an sich um diese Jahreszeit. Die Zeitung Ilta Sanomat schrieb von einem "Fiasko" . Turun Sanomat urteilte: "Finnland ist in Vancouver glatt auf die Schnauze gefallen. Man kann von einer Katastrophe sprechen."

Besonders grausam war der vergangene Sonntag. Beim Springen von der Großschanze belegte Harri Olli als Bester Rang 18. Janne Ahonen musste wegen Knieschmerzen nach dem ersten Durchgang passen, Janne Happonen wurde wegen eines nichtregelkonformen Anzugs gleich disqualifiziert, Matti Hautamäki verhunzte seinen zweiten Sprung und fiel von Rang drei zurück auf Rang 26. Gleich darauf kamen über 30 km drei finnische Langläufer gar nicht ins Ziel.

"Unsere Läufer sind gut gelaufen, aber eben nicht sehr gut" , sagte Trainer Magnar Dalen, ein Norweger. "Trotzdem" , beteuerte er, "haben wir uns nichts vorzuwerfen." Und trotzdem machen sich sogar schon die erfolgreichen Nachbarn Sorgen. In norwegischen Internetforen wird über die Nöte der Langsamläufer und Kurzspringer aus Finnland diskutiert. Ein User bohrte dabei auch in einer Wunde, die das sportbegeisterte Volk hart getroffen hat und nach wie vor schmerzt: "Ist doch klar, dass keine Finnen mehr da sind. Es ist nicht mehr länger erlaubt zu dopen."

Vor acht Jahren in Salt Lake City hatten die Finnen noch viermal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze gewonnen, vor vier Jahren in Turin immerhin noch neun Medaillen, sechsmal Silber und dreimal Bronze. In Vancouver, bald ein Jahrzehnt nach dem großen Dopingskandal um die finnischen Langläufer bei der WM 2001 in Lahti, herrscht Katzenjammer. Zwölf Medaillen hatte man eingeplant, fehlen nur mehr elf. Die Zeitung Aamulehti stellte fest: "Das schaut nicht gut aus."

Nein, es schaut überhaupt nicht gut aus für Finnland. Das Eishockey-Team, 2006 Olympiazweiter, steht immerhin im Halbfinale, aber eine Medaille garantiert das auch nicht. "Bleibt nur zu hoffen" , spottete Ilta Sanomat, "dass die Ski-Trainer am Ende der Spiele nach Mexiko verschwinden und sich dort verstecken. Nach Australien brauchen sie nicht zu gehen: Dort wäre die Konkurrenz zu groß." (sid, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 26. Februar, 2010)