Wien - "Haben wir jetzt eine Koalition oder nicht?", fragt sich ein Stiftungsrat. Die letzte Sitzung des obersten ORF-Gremiums in alter Besetzung wirkte nicht so.

Der bürgerliche Stiftungsrat Franz Medwenitsch sammelte - gegen die SP - Stimmen für eine Resolution gegen den Hinauswurf von ORF-Jurist Wolfgang Buchner (und, wie der Außenminister, gegen einen späteren Termin für die ZiB 2 auf 3sat). Ergebnis: Eine relativ knappe Mehrheit für eine Empfehlung, dass die Geschäftsführung sich mit den Vorsitzenden von Stiftungsrat und Publikumsrat "abstimmen" soll, wenn sie das Büro der Gremien neu besetzt. Den letzten Job Buchners hat ORF-Chef Alexander Wrabetz aber ohnehin schon besetzt.

Wrabetz ging nach STANDARD-Infos mit einem Gutachten des renommierten Grazer Arbeitsrechtlers Franz Marhold in die Sitzung. Tenor: Buchner dienstfrei zu stellen, sei die einzige Möglichkeit eines "fairen Verfahrens". Buchner vertritt eine Beschwerde gegen die ORF-Publikumsratswahl - Antragsgegner vor dem Bundeskommunikationssenat ist der ORF.

Klaus Pekarek soll auf seinen - voraussichtlich - letzten Metern als Chef des Stiftungsrats eine Regelung des ORF-Gesetzes hinterfragen: Stiftungsräte haften für den ORF. Über Sparpakete entscheidet aber laut Regierungsvorlage letztlich die Medienbehörde.

Darum wird sich wohl auch noch der nächste Stiftungsratschef kümmern müssen. Den wählt die - tendenziell rote - Mehrheit im April. Nicht zwingend in koalitionärer Eintracht, scheint es. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 26.2.2010)