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"Vom ökologischen Standpunkt aus betrachtet ist Wärmedämmung die erste Wahl", meint ...

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... Hannes Obereder, Energie- und Umweltberater der "umweltberatung".

Foto: Hannes Obereder

Wer sein eigenes Haus baut, kann selbst über eine ökologisch nachhaltige und effiziente Heizung entscheiden. Wer dagegen in einer Mietwohnung mit vorgegebenem Heizsystem lebt, stößt schnell an seine Grenzen. Aber auch hier kann man aktiv zu einem nachhaltigeren Heizen beitragen.

Wie kann ich heiztechnisch etwas für die Umwelt und zugleich für mich selbst tun, indem ich die Heizkosten auf ein Minimum reduziere? Was sind die neuesten Technologien? "Vom ökologischen Standpunkt aus betrachtet ist Wärmedämmung die erste Wahl", antwortet Energie- und Umweltberater Hannes Obereder von "die umweltberatung" auf die Frage nach dem optimalen Heizsystem.

Energieverluste lauern überall

Jenen, die die Möglichkeit haben, ein Haus oder eine Wohnung energietechnisch grundlegend umzugestalten, empfiehlt Obereder, zuerst auf den Heizbedarf des Hauses zu achten: "Je niedriger der Heizbedarf, desto kleiner wird das Heizsystem." Doch am besten werde vorher saniert und dann die Heizung getauscht.

"Energieverluste lauern überall, auch an Stellen, an die man nicht gleich denkt", weiß der Energieberater. So könne man etwa bei der Dämmung der Heizungsrohre im Keller viel Energie und damit Geld sparen. Beim Kauf einer Heizungspumpe empfiehlt er, auf die Energieklasse A zu achten.

Eine thermische Sanierung zahle sich oft auch ökonomisch aus. So sei die erstmalige Dämmung der obersten Geschoßdecke besonders effektiv und rechne sich bereits nach wenigen Jahren: Das Dämmmaterial ist günstig und kann meistens selber angebracht werden, die Einsparung beträgt bis zu 20 Prozent.

"Nein" zur Stromheizung, "ja" zu Holzheizung und Fernwärme

Folgende Richtlinien für ökologische und effiziente Heizsysteme listet "die umweltberatung" auf:

  • Strom-Direktheizungen sind teuer im Betrieb und unökologisch.
  • Holzheizungen sind prinzipiell zu empfehlen, da Holz CO2-neutral ist.
  • Wärmepumpen sind nur bei gut gedämmten Häusern mit Fußboden- oder Wandheizungen sinnvoll.
  • Wärmepumpen, die mit Grundwasser oder Erdwärme arbeiten, sind effizienter als Luftwärmepumpen.
  • Fernwärme ist besonders ökologisch, wenn sie aus Abwärme gewonnen wird.
  • Wenn sich eine Öl- oder Gasheizung nicht vermeiden lässt, verwenden Sie Geräte mit Brennwerttechnik gemeinsam mit einer Fußboden- oder Wandheizung.
  • Fußboden- oder Wandheizungen sind für Brennwertgeräte und Wärmepumpen ideal, da sie mit niedrigen Vorlauftemperaturen arbeiten und damit den Wirkungsgrad erhöhen.
  • Das Warmwasser sollte auf jeden Fall von einer thermischen Solaranlage kommen.

"Ein Grad weniger spart rund sechs Prozent Heizkosten"

Was tun, wenn man in einer Wohnung mit vorgegebenem Heizungssystem wie Gastherme oder Fernwärmeanschluss lebt und nicht viel investieren will bzw. kann? "Hier sind die Gestaltungsmöglichkeiten gering", gibt Obereder unumwunden zu.

Was das Heizen in einer Mietwohnung mit vorgegebenem Heizsystem betrifft, verweist er auf die klassischen Energiespartipps, die noch immer nicht jeder kennen bzw. befolgen würde: "Passen Sie die Raumtemperatur an Ihre Nutzung an. Nebenräume können ruhig ein paar Grad kühler sein, ein wenig beheizt sollte der Raum jedoch schon werden, da sonst Schimmelgefahr besteht. Das Mitheizen über offene Türen ist nicht empfehlenswert. Ein Grad weniger spart rund sechs Prozent Heizkosten."

Pellets für die Mietwohnung

Heizkörper sollten nicht durch Möbel verstellt oder durch Vorhänge verdeckt werden. Zu Beginn der Saison empfiehlt Obereder, die Heizkörper zu entlüften, und er rät zur Montage von Thermostatventilen auf den Heizkörpern. Diese passen die Wärmeabgabe automatisch an die eingestellte Raumtemperatur an.
Bei entsprechendem Platz und falls ein geeigneter freier Kamin vorhanden ist, regt der Energie- und Umweltberater an, über einen Pellet-Wohnraumofen nachzudenken: "Pellets sind relativ günstig und CO2-neutral."

Die Pellets werden in Säcken zu 15 Kilogramm gekauft und direkt in den Ofen gefüllt. Ein großer Lagerraum ist nicht notwendig, und im Moment sei Heizen mit Pellets günstiger als mit Erdgas.

"Neue Fenster sind eine gute Wahl"

Bevor man in einer Mietwohnung auf ein neues Heizsystem setzt, gibt Obereder noch einmal den Anstoß, das nachhaltige Heizen über die Dämmung zu starten. "Dämmung hilft am meisten. Auch neue Fenster sind eine gute Wahl."

Dass sich in der Fenster-Technologie in den letzten 20 Jahren viel getan hat, ist an den modernen Verglasungen erkennbar, die auf der Glasinnenseite eine hauchdünne, unsichtbare Metallschicht haben. Diese reflektiert die Infrarotstrahlung zurück in den Raum, weshalb neue Fenster um die Hälfte weniger Energie verlieren als alte Fenster ohne Metallbedampfung.

Obereder empfiehlt Fenster mit Drei-Scheiben-Verglasung und gedämmten Rahmen - "am besten ist es allerdings, wenn gleichzeitig mit dem Tausch der Fenster auch die Fassade gedämmt wird. Die neuen Fenster lassen sich dann optimal in die Dämmung integrieren."

Auf Wohnungssuche?

Am meisten Energie kann man bereits bei der Wohnungswahl sparen. "Achten Sie auf eine möglichst gute Energieeffizienzklasse laut Energieausweis." Aber Achtung: Der Energieausweis wird meist für das gesamte Gebäude berechnet. Eine Wohnung mit vielen Außenwänden benötigt deutlich mehr Energie als eine mit weniger Außenfläche. (Eva Tinsobin, derStandard.at, 25.2.2010)