Einer steht noch: Mit mehrheitlichem Beifall goutierten die zahlreichen Schaulustigen den Fall des 120 Meter hohen, kleineren der beiden Sendemasten am Wiener Bisamberg. Mit einer Dreiviertelstunde Verspätung - wegen eines aus Protest nicht aus der Gefahrenzone weichenwollenden Anrainers - detonierte um 12.42 Uhr der Sprengstoff und ließ das Bauwerk in sich zusammensacken. Damit reckt sich für lediglich drei Stunden das höchste Bauwerk der Republik, der 265 Meter hohe zweite Sendemast, am Bisamberg allein gen Himmel.

Exekutive

Eigentlich hatte der kleinere Mast pünktlich um 12.00 Uhr der Schwerkraft Tribut zollen sollen, jedoch weigerte sich ein Anrainer, sein Haus in der Sicherheitszone zu verlassen. Der Mann hatte in den Wochen zuvor bereits vergeblich versucht, mittels einer Initiative Geld zum Kauf und Erhalt der Bauwerke zu organisieren. Die Exekutive bat den Aktivisten laut Sprengungsorganisator ORS nachdrücklich, sein Haus doch noch zu verlassen, worauf er dieser Bitte schließlich nachkam.

Am Mittwoch hatte auch der Verein "Initiative Denkmalschutz" mit Unverständnis auf Sprengung reagiert. Man hätte zuerst eine Nachnutzung für die dazugehörigen Sendegebäude finden und dann über das Schicksal der Sendemasten entscheiden sollen, so die Initiative in einer Aussendung. Durch die mutwillige Abtragung werde die Anlage jedoch ihrer ursprünglichen technischen Funktion beraubt, weshalb für das Sendegebäude wohl nur mehr der reine Museumsbetrieb möglich bleibe - was keine sichere Zukunft bedeute.

1950er Jahre

Wenn am Nachmittag der verbleibende Stahlfachwerkriese gefallen ist, bleibt der Senderaum aus den 1950er Jahren der Nachwelt erhalten und soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. An der genauen Nutzung arbeite man derzeit. Was hingegen mit dem 25 Hektar großen Gesamtareal im Besitz der Stadt Wien und des ORF geschieht, ist indes noch offen.

Ungeachtet der ersten Verzögerung soll wie geplant um 15.00 Uhr auch der zweite, 80 Tonnen schwere Gigant fallen und mit vier Sprengungen in drei Teile zerlegt werden. Damit wird seiner Karriere als höchstem Bauwerk Österreichs ein jähes Ende gesetzt. An seiner statt rückt dann der Donauturm mit seinen 252 Metern auf Platz 1 der Höhenrangliste.(APA)