In einigen Klassen prägen Laptops bereits seit über zehn Jahren das Erscheinungsbild. Die Meinungen darüber sind aber geteilt.

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Wien - Schauplatz Klassenzimmer. Die Schüler sitzen wie gefesselt vor den Notebooks. Die Stimme des Lehrers wird nur vom leisen Klappern der Tastaturen begleitet. Für 12.000 Schüler in Österreich ist dies bereits zum Alltag geworden, und die Tendenz steigt, wenn man der Prognose der Österreichischen Computer-Gesellschaft glauben darf.

Viele Schulen bevorzugen den digitalen Unterricht, weil dieser das Hefte- und Zettelchaos überflüssig macht. Andere Schulen setzen dem entgegen, dass viele Schüler ohnehin ihren Nachmittag vor dem PC verbringen.

So auch die Direktorin der Wiener Montessori-Schule, Brigitta Weninger: "Der PC sollte ein Arbeitsmittel wie viele andere sein, aber nicht zum zentralen Unterrichtsmittel werden." Denn häufige Streitigkeiten, etwa bei Beschädigungen, seien vorprogrammiert, befürchtet die Direktorin.

Doch bevor der Unterricht überhaupt auf diese Art und Weise stattfinden kann, muss die Schule die dazu benötigte sehr kostenintensive Infrastruktur beschaffen sowie eine spezielle Einführung der Lehrer gewährleisten.

Vom Unterricht abgelenkt

Doch wer stellt die Laptops zur Verfügung? Eltern mit niedrigem Einkommen fällt es in der Regel schwer, dafür aufzukommen. Auch für die Schulen ist es unfinanzierbar, die Geräte bereitzustellen. Eine Alternative sind die kleineren Netbooks, die man für wenige hundert Euro bekommt.

Kritiker befürchten, die Schüler würden durch den Laptop zu sehr vom Unterricht abgelenkt und könnten nur schwer folgen, da die Versuchung groß sei, sich hinter dem Notebook zu verstecken. Der Lehrer habe hingegen oft das Gefühl, zu "Notebooks" zu sprechen. Im Einzelfall ist es für ihn auch schwerer festzustellen, ob der Schüler bei "der Sache ist" oder vielleicht nur spielt, surft oder private Mails beantwortet. Das ständige Sitzen vor dem Computer könne zusätzlich das Konzentrationsvermögen schwächen sowie die Augen belasten.

Rupert Lemmel von der Österreichische Computer-Gesellschaft sieht hingegen bedeutende Vorteile der Laptopnutzung im Unterricht: "Wir leben in einem Informationszeitalter. Die Nachfrage nach IT-Arbeitskräften und Medienspezialisten ist ungebrochen. Die Absolventen erwartet in der Regel ein Arbeitsplatz, der mit einem Computer ausgestattet ist. Eine Laptopklasse bietet den Schülern eine gute Vorbereitung für den Berufsalltag."

Doch was passiert, wenn ein Laptop oder ein Notebook beschädigt, zerstört oder gestohlen wird - ganz abgesehen davon, dass dies mit Sicherheit zu Konflikten zwischen Lehren, Schülern und Eltern führt? Sollte ein Gerät unabsichtlich von den Mitschülern oder den Lehrpersonen beschädigt werden, kommt die Haushaltsversicherung des "Täters" für den Schaden auf, bestätigt das Infocenter der Wiener Städtischen Versicherung. Bei Diebstahl aus dem Klassenzimmer oder mutwilliger Sachbeschädigung gibt es jedoch keinerlei Entschädigung.

Selbstständiges Arbeiten

Trotz der "Nebenwirkungen" die eine Laptopklasse mit sich bringen kann, spricht die 17-jährige Schülerin Sabrina sehr positiv über ihre Laptopklasse der Handelsakademie in Bruck an der Mur, die sie schon seit drei Jahren besucht. "Für mich ist es sehr praktisch, da ich meine ganzen Mitschriften immer digital dabei habe und sie jederzeit bearbeiten kann. Weiters habe ich die Möglichkeit, im Unterricht genauer über ein Thema zu recherchieren. Ich bin davon überzeugt, dass ich durch die Arbeit mit dem Laptop selbstständiger geworden bin und es im Berufsleben sicher einfacher haben werde." So sieht es auch der 16-jährige Kevin, der des Öfteren seinen Laptop mit in die Schule nimmt, obwohl er diesen nicht verwenden darf.

Die 18-jährige Marie berichtet hingegen, dass der Laptop häufiger für private Interessen als für den Unterricht in der Schule genutzt werde. "Meine Mitschüler sitzen in der Pause nur mehr vor dem Laptop. Das schadet unserer Klassengemeinschaft", beklagt die Gymnasiastin.

Durch Kursverwaltungsplattformen wie zum Beispiel "moodle" ist es Lehrern zudem möglich geworden, Arbeitsaufträge für die Schüler ins Netz zu stellen. Dies spart Druckkosten, weil die Schüler es daheim erledigen können.

Eine Internetstudie von Fujitsu Siemens Computer (FSC) belegt weitere Vorteile: Wenn von Kindern Lernsoftware intensiv genutzt wird, schneiden 67 Prozent der deutschen Schüler in Mathematik, 69 Prozent in Deutsch und 42 Prozent in Fremdsprachen "sehr gut" oder "gut" ab.

FSC-Marketing-Chefin Barbara Schädler warnt jedoch: "Kinder, die intensiv auf dem PC spielen, bringen tendenziell weniger gute Schulnoten nach Hause." Eltern sollten Computerspiele daher nur in Maßen zulassen. (Peter Stellnberger, Georg Strahser, DER STANDARD, Prinatusgabe, 24.2.2010)