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Englisch-arabische Verständigung auf Knopfdruck: Onlineplattform Meedan übersetzt alle Beiträge automatisch.

Foto: Archiv

Menschen, die keine gemeinsame Sprache sprechen, können sich nur mühsam verständigen, geschweige denn verstehen. "Wir wollen es jemanden etwa in Nebraska ermöglichen, ein Ereignis durch die Augen eines Menschen in Nablus zu sehen", lautet die anspruchsvolle Mission von Meedan.

Eine Brücke schlagen

Die diese Woche offiziell gestartete Non-Profit-Website bietet einen automatischen Übersetzungsdienst von Beiträgen aus dem Arabischen ins Englische und vice versa. Und hofft, damit einen Beitrag zum Abbau (nicht nur) von Sprachbarrieren zwischen beiden Welten leisten zu können. Meedan ist das arabische Wort für Versammlungsplatz. Seine englisch- und arabischsprachigen Besucher sollen sich hier treffen, um sich über politische, kulturelle, technische und andere Ereignisse mehr auszutauschen.

Automatisch übersetzt und dann verfeinert

Die von den Nutzer hochgeladenen Berichte, Diskussionsbeiträge oder direkte Nachrichten an registrierte Teilnehmer werden zunächst mit maschinellen Tools übersetzt und anschließend von einem derzeit 25-köpfigen Übersetzungs- und Redaktionsteam verfeinert. Ein Ansatz, den andere automatische Übersetzungstools wie Googles Translate oder Yahoos Babel Fish nicht bieten. Der Übersetzungsprozess kann, ähnlich wie die Bearbeitungen eines Wikipedia-Beitrags, nachverfolgt werden. In weiterer Folge sollen die Nutzer auch selbst Übersetzungen vornehmen können. Das kalifornische Start-up wurde mit Geld großer Organisationen wie der Ford-, Rockefeller- oder Cisco-Stiftung gegründet.

"Wir wollen keine Regierung provozieren"

Großen Wert legt die fünfköpfige Kernmannschaft auf gegenseitigen kulturellen Respekt in den Beiträgen. Auch politisch will man möglichst nicht anecken, um Zensurbehörden nicht auf den Plan zu rufen. "Wir wollen keine Regierung provozieren", sagt Meedan-Sprecher George Weymann. "Wir wollen einen Raum schaffen, in dem Menschen Themen auch aus einer anderen Perspektive erfahren." Beispiel Kinderheirat: In der westlichen Welt werde darüber meist sehr einseitig berichtet. Das Thema sei aber auch in Saudi-Arabien heftig umstritten - was sich nun auf Meedan nachlesen lässt.(Karin Tzschentke/DER STANDARD, Printausgabe vom 24.2.2010)