Mainz/Berlin - Fritz Pleitgen, ehemaliger Intendant des WDR, hat die Kritik von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender an der politischen Einflussnahme im öffentlich-rechtlichen Rundfunk verteidigt. "Ich kann an den Feststellungen von Nikolaus Brender nichts Unzutreffendes feststellen. Er hat in Brender-Manier Schwächen des Systems deutlich benannt. Der Sache kann die Klarheit nur helfen", sagte Pleitgen der "Bild"-Zeitung (Mittwoch-Ausgabe). Brender hatte dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" gesagt, dass es im ZDF ein "Spitzelsystem" wie in der ehemaligen DDR gebe, in dem "Redakteure den Parteien Senderinterna zutragen".

Brenders Vorgänger beim ZDF, Klaus Bresser, hingegen kritisierte die "Spitzel"-Vorwürfe als überzogen. Das IM-System in der ehemaligen DDR habe eine ganz andere Dimension gehabt und Existenzen vernichtet, sagte Bresser der Deutschen Presse-Agentur dpa in Mainz. Daher sei der Vergleich falsch. Bresser bestätigte dem Hessischen Rundfunk jedoch, dass es "Zuträger der Parteien in den Sendern" gibt.

Brender ist seit 2000 Chefredakteur des ZDF, muss sein Amt zum 1. April jedoch räumen. Eine erneute Vertragsverlängerung war im November von der CDU/CSU-nahen Mehrheit im ZDF-Verwaltungsrat abgelehnt worden. Dieser Vorgang hatte in Deutschland eine breite Diskussion über die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks von den Parteien ausgelöst. (APA/dpa)