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Nicht nur renommierte Modeunternehmen wie Mariella Burani Fashion Group sind derzeit in der Krise. Das gesamte Mailänder Modesystem mit seinem Höhepunkt, die zweimal jährlich stattfindenden Prêt-à-porter-Schauen für Damenmode, ist infrage gestellt.

Denn bei den am Donnerstag beginnenden Schauen werden die Defilees der großen Modedesigner nur mehr an drei statt bisher sieben Tagen stattfinden. "Die Konzentration der wichtigsten Schauen auf drei Tage bedeutet eine Abwertung der anderen Hälfte der Modewoche", kritisiert Schuhhersteller Diego Della Valle, Gründer des Luxusschuhimperiums Tod's. "Es ist ein schwerer Schlag für einen kompletten Wirtschaftszweig, der sich mit Händen und Füßen gegen die Krise wehrt", macht sich der Unternehmer Luft.

Verantwortlich für die geschrumpfte Modewoche ist die Chefin des US-Modemagazins Vogue, Anna Wintour. Sie habe veranlasst, den gesamten Kalender umzukrempeln, da sie maximal drei Tage Zeit für die Mailänder Schauen aufbringen könne. Die italienische Modekammer hat mit einem Kniefall vor Vogue der Bitte nachgegeben. Modezar Giorgio Armani fordert, dass die Topdesigner ihre Schauen im Herbst wieder "während einer kompletten Modewoche" abhalten.

Italiens Modeindustrie bekam die Krise stark zu spüren. Der Umsatz sank im Vorjahr um 15 Prozent auf 56,5 Mrd. Euro. Hauptgrund waren die um 19 Prozent auf 32,8 Mrd. Euro gedrosselten Exporte. Seit dem Jahr 2000 ist ein Viertel aller Jobs verlorengegangen. Besonders drastisch wirkte sich die Krise im Textilsektor aus, wo der Umsatz 2009 um knapp ein Viertel zurückfiel und 2000 Unternehmen aufgeben mussten. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Printausgabe, 24.2.2010)