Frankfurt - Der US-Finanzinvestor Providence will seine Beteiligung Kabel Deutschland (KDG) über die Börse losschlagen. Dabei will der langjährige Eigentümer nur Anteilsscheine aus seinem Besitz anbieten. Eine Kapitalerhöhung, die Deutschlands größten Kabelnetzbetreiber stärken könnte, ist nicht geplant. Eine Sprecherin sagte am Dienstag, das Unternehmen habe genügend Geld, um seine strategischen Ziele zu verfolgen. Providence peilt einen Emissionserlös von rund einer Milliarde Euro an, wie zwei mit den Plänen vertraute Personen Reuters sagten.

Die Erstnotiz sei noch im März möglich, hieß es in den Kreisen. Damit wäre KDG wohl der erste Milliarden-Börsengang in Deutschland nach einer mehr als zweijährigen Flaute. KDG will sich noch auf keinen Zeitpunkt festlegen. Begleitet wird KDG beim Schritt an die Börse von Morgan Stanley, UBS, Deutsche Bank und JPMorgan.

Angebote zu niedrig

Der US-Finanzinvestor, der 88 Prozent an Kabel Deutschland hält, will sieben Jahre nach seinem Einstieg endlich Geld sehen. Zuletzt hatte Providence Kaufangebote von bis zu 5,2 Mrd. Euro von anderen Beteiligungsfirmen laut Kreisen als zu niedrig abgelehnt. Acht Prozent liegen bei der Lehrer-Pensionskasse der kanadischen Provinz Ontario, weitere vier Prozent halten das Management des Münchner Unternehmens.

Insider schließen aber nicht aus, dass Providence mit der Ankündigung des Börsengangs noch auf einen Käufer spekuliert, der mehr bietet. Ähnlich war es im November bei Unitymedia gelaufen. Die Nummer zwei am deutschen Kabelmarkt hatte sich kurz vor dem Börsengang der US-Kabelmogul John Malone über seinen Medienkonzern Liberty Global für gut 3,5 Mrd. Euro geschnappt.

Abwarten

Als mögliche "Eisbrecher" in Deutschland waren nach der Absage des Börsengangs von Hochtief Concessions Ende 2009 der Chemikalienhändler Brenntag und der Druckfarbenhersteller Flint gehandelt worden. Beide haben sich aber noch nicht zu ihren Börsenplänen bekannt. Einige Börsengänge im europäischen Ausland wie der des Modehändlers New Look waren in den vergangenen Wochen angesichts schwankender Aktienmärkte geplatzt. Die zu Jahresbeginn herrschende Euphorie in Bezug auf eine Welle von Börsengängen ist bei Bankern längst gewichen: "Ich kann noch keinen boomenden Markt erkennen", sagte UBS-Investmentbanker Stefan Winter.

KDG könnte als Infrastrukturunternehmen mit langfristig sicheren Einnahmen bei risikobewussten Anlegern gut ankommen. Dass nur ein Minderheitsanteil an die Börse kommt und der Erlös allein dem Mehrheitseigentümer zufließt, ist aus Sicht von Investoren aber ein Malus. KDG versorgt in 13 der 16 Bundesländer neun Millionen Haushalte mit Fernsehen, Telefon- und Internetdiensten und peilt im Geschäftsjahr 2009/10 (bis Ende März) bei 1,5 Mrd. Euro Umsatz einen operativen Gewinn (Ebitda) von etwa 650 Mio. Euro an.

Der Konzern hatte sich kürzlich eine "Kriegskasse" von 800 Mio. Euro für Übernahmen besorgt. Experten setzen darauf, dass sich der deutsche Kabelmarkt bald neu ordnen wird.

Läuft alles glatt, wäre KDG der erste Milliarden-Börsengang seit der Hamburger Hafengesellschaft HHLA im November 2007. Danach hatte sich im Zuge der Finanzkrise kaum noch ein Unternehmen an den Aktienmarkt getraut. (APA/Reuters)