Wenn Skifahrer am Ende ihrer Karriere stehen, müssen sie sich was einfallen lassen. Während gleichaltrige Normalverbraucher gerade in der ersten Beförderungsrunde kämpfen, treten ausrangierte Profisportler den zweiten Bildungsweg an. Wahlweise gründen sie dann Frühstückspensionen, Skischulen oder Familien, entwerfen Skiunterwäsche oder Tourismus-Strategien, legen ihre Profisaläre profitbringend an oder verschulden sich haushoch und einige treibt es sogar in die Politik.

Wer einigermaßen aussieht und glaubt die deutsche Sprache zu beherrschen versucht sich vielleicht als Kommentator im Fernsehen. Manche schaffen den Sprung sogar ganz und werden zu echten Stars, zwar mit unterschiedlich großem Talent doch mit Erfolg, der durchaus manchmal mit Musikantenstadel-Quoten gemessen werden kann. Die Exprofis sind natürlich "die Spezialisten", die auch hinter dem Mikrophon ihrer Sportart treu bleiben und - wenn überhaupt - oft nur durch ihr Fachwissen qualifiziert sind.

In den Kommentaren der reiferen Ski-Pensionäre beschränkt sich der Blick gerne auf selbst Erfahrenes und gerne auf Ausrutscher am bösen Innenski. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass die, in die Jahre gekommenen Granden über zu viel Sitzfleisch und zu wenig Schneid zum richtigen Carven mitbringen um eine annähernde Ahnung von moderner Skitechnik in die alpinen Wohnzimmer zu übertragen. Und auch die soziale Natur der Sprache macht hier offensichtlich, dass sich der Sport-Journalismus im ORF mehr und mehr disqualifiziert, indem er beim derben ÖSV-Jargon und einer patzig, nationalen Perspektive ziemlich arg eingefädelt hat.

Während viele TV Sender das Reservoir an olympischen Geschichten voll ausschöpfen und über Land, Leute und Bemerkenswertes am Rande der Ringe zu erzählen wissen, wartet der heimische öffentlich-rechtliche Berichterstatter einigermaßen sprachlos auf vergoldete Kulturaufträge aus dem Österreicher-Haus. Am Ende stellt man wieder einmal fest, dass nur der Griff zur Fernbedienung Erleichterung schafft, am besten bevor sich der Kommentator "Teifl noamol eine", zu Übertragungsbeginn selbst über die Piste stürzt.
 (Nicola Werdenigg, 23. Februar 2010)