Paukenschlag bei Raiffeisen. Montagabend nach Börsenschluss gab die börsennotierte Ostholding des Sektors, Raiffeisen International (RI) ihre vorläufigen Ergebnisse für 2009 bekannt. Wegen massiv gestiegener Vorsorgen für faule Kredite brach der Gewinn ein, es blieben 212 Millionen Euro - nach 982 Millionen im Jahr 2008. Die Raiffeisen International-Aktie rutschte am Vormittag um über elf Prozent ab.

RI unter Führung von Herbert Stepic wurde 2005 ausgegliedert, ist seither ausschließlich in Osteuropa aktiv und musste die Kreditrisikovorsorgen auf 1,7 Mrd. Euro erhöhen, das ist um rund eine Milliarde mehr als 2008. Auch Zinsergebnis und Provisionsüberschuss hinkten hinter den 2008er-Zahlen hinterher. Nur beim Handelsergebnis wurde ein Zuwachs von knapp 20 Mio. auf 186 Mio. Euro verzeichnet. Zur Erinnerung: Besonders große Probleme hat die Bank (zu rund zwei Drittel gehört sie der RZB, der Rest steht in Streubesitz) in der Ukraine, wo politische und wirtschaftliche Lage extrem angespannt sind.

Zusammenschluss

Die Folge: Das Österreich-Geschäft (findet in der Raiffeisen Zentralbank RZB statt) und Raiffeisen International sollen fusioniert werden, man "prüfe den Zusammenschluss als eine von mehreren möglichen strategischen Optionen" , hieß es Montagabend in einer Aussendung. Ein mögliches Konzept sei, dass "das Geschäft des Spitzeninstituts RZB abgespalten und auf eine neue Bankholding übertragen werde und nicht Teil des fusionierten Instituts" würden, wurde mitgeteilt. Organbeschlüsse gebe es noch nicht.

Der Grund dafür: Wie der Standard eruiert hat, tobt hinter den Kulissen ein heftiger Machtkampf im Sektor. Die Chefs etlicher großen Landesbanken konnten sich bisher mit den Plänen, die vor allem aus Wien (wo Raiffeisen-Chef Christian Konrad den Sektor regiert und Erwin Hameseder von der RLBWien Niederösterreich als Kronprinz gehandelt wird) kommen, nicht anfreunden. "Der Meinungsbildungsprozess ist schwierig und nicht abgeschlossen" , heißt es.

Die acht Landesbanken, zu deren stärkste Oberösterreich unter Ludwig Scharinger zählt, haben viel mitzureden, sind sie doch die Aktionäre der RZB. Die Frage, die auch die Berater von McKinsey noch nicht lösen konnten, sind also auch machttechnischer Natur; es geht auch um die Frage, wer die Koordinierung im Sektor übernimmt.

Personalia

Umstritten sind auch noch die Personalia. Dem Vernehmen nach sollen Walter Rothensteiner und Thomas Url "Raiffeisen Österreich" und die Sektorkoordination übernehmen. Diese Bereiche stünden dann gleichsam neben der neuen Raiffeisen-Holding, in der die bisherigen RI-Vorstandsmitglieder für ihre Bereiche wie Treasury oder Kommerzkunden verantwortlich blieben, und zwar unter Stepic und RI-Finanzchef Martin Grüll.

Im März sollen Entscheidungen fallen; die Herstellung der Einheit imSektor vorausgesetzt. Im Jänner sollen inSalzburg Sitzungen aufmüpfiger Landesbanker stattgefunden haben, die sich gegen die Zentralisierung wenden, heißt es. (gra, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2010)