Robert Nissel in "Das Geschäft mit der Liebe"

Foto: ATV

Mit Proloschmäh kann man in Österreich Quote machen. Das ist seit "Ein echter Wiener geht nicht unter" bekannt. Doch der Mundl und seine Familie waren immerhin erfunden, wenn auch sehr lebensnah inszeniert. Mittlerweile gibt es aber die Segnungen des Reality-TV, die in ihrem Drang nach Krassheit eine künstlerische Überhöhung des Lebens kaum noch zulassen. Wobei es sich im konkreten Fall um eine Vertiefung des Lebens handelt.

Am Dienstag matchen sich auf ATV wieder ausgesuchte Exemplare der Gattung Mann beziehungsweise Männlein in dem Sozialporno "Das Geschäft mit der Liebe". Darin begleitet der Sender brunftige Hirschen auf Brautschau im Osten Europas, die vom gebotenen Niveau her eher einer Fleischbeschau gleicht.

Hauptdarsteller der Sendung sind drei von österreichischen Frauen zutiefst enttäuschte Typen: Robert Nissel (im Bild links), Mario Orsolics, Neffe des singenden Exboxers Hansi Orsolics, sowie dessen jugendlicher Schatten Peter Langhammer. 

Orsolics und Langhammer sind die „Stars" der Show, die sich Bacardi-Cola-saufend um junge Damen bemühen, die trotz Sprachbarriere innerhalb einer Sekunde mitbekommen, dass ihnen hier entwicklungsstufentechnisch Neandertaler mit Goldketterl gegenübertreten. 

Schon aufgrund der als Weisheiten verkauften Blödheiten, die vor allem Orsolics bei jeder sich bietenden Gelegenheit absondert, gehörte Das Geschäft mit der Liebe aus dem Verkehr gezogen oder wenigstens weit nach Mitternacht verräumt. Einen ärgeren, menschenverachtenderen Mist hat man selten gesehen. Dass die Protagonisten dabei als Prolos überführt werden, mildert nichts. (Karl Fluch, DER STANDARD; Printausgabe, 23.2.2010)