Die Worte "Norton" und die "Tourist Trophy" kommen gerne in einem Satz vor.

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Die legendäre Norton Manx.

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Die Soft-Chopper-Version der Commando.

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Die neue Norton schaut der alten Norton sehr ähnlich.

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Ob sie in Österreich mit dem Spiegel eine Straßenzulassung bekommen wird, darf man bezweifeln.

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Man kann sich vorstellen, dass es wie ein Schlag ins Gesicht war, als 1914 der Krieg ausbrach und Norton keinen einzigen Auftrag vom britischen Militär erhielt. Und das, obwohl Norton mit den von Dan O‘Donovan getunten Motoren bereits 100 britische und internationale Rekorde hielt und 1907 - damals aber noch mit einem Motor von Peugeot - schon die Tourist Trophy gewann. Bis zum Kriegsende belieferte Norton dann die russische Regierung, und die Produktionszahlen stiegen so stark, dass das 1898 gegründete Unternehmen, welches 1902 das erste Motorrad produzierte, in ein neues Gebäude übersiedeln musste.

Die wirklich große Zeit von Norton kam aber erst: 1924 fuhr Alec Bennett bei der Senior TT - die Tourist Trophy auf der Isle of Man war damals das wohl wichtigsten Motorrad-Rennen - mit einer Norton durchs Ziel - und das als Sieger, während sich George Tucker den Sieg bei den Gespannen krallte. Zwei Jahre später gewann Stanley Woods bei der Senior TT. Inzwischen wurden bei Norton Vierganggetriebe, Innenbackenbremsen und die automatische Kettenschmierung als Standard eingeführt.

Die Norton Manx
Bis in die 1930er Jahre standen regelmäßig Norton-Fahrer auf dem Siegertreppchen diverser Rennen. 1938 kam die legendäre Manx auf den Markt, doch Nortons Vorsprung schmolz dahin. Andere Marken holten technisch auf und machten Norton die Podestplätze streitig. 1939 gewann BMW die Tourist Trophy - Norton hatte sich aus dem Rennzirkus zurückgezogen. Und fast gleichzeitig wurde die Produktion ziviler Motorräder eingestellt. Im zweiten Weltkrieg produzierte Norton über 100.000 Maschinen - diesmal fürs britische Militär: Die 16H wurde aus einer Zivilmaschine entwickelt. Der 490 Kubikzentimeter große Viertakt-Einzylinder mit seitlich offenem Ventiltrieb leistete gerade einmal 14 PS, war aber beliebt, weil er sehr robust war.

Nach dem Krieg war Norton für das Design und seine hervorragenden Fahrwerke bekannt: Die Federbettrahmen, welche die Belfaster Brüder McCandless für Norton entwickelten, wurden bald zum Maßstab für andere Hersteller. Bei der Tourist Trophy fuhren die Nortons der Konkurrenz wieder auf und davon, und schillernde Namen wie Phil Read und Mike Hailwood tauchen in der Firmengeschichte auf. Trotzdem ging es der Firma nicht gut - sie wurde mit Matchless und A.J.S. im Associated Motor Cycles-Konzern (AMC) eingegliedert und musste in die Londoner Fabrik in Woolwich übersiedeln. Nur sechs Jahre später krachte es bei AMC im Gebälk - die Konkurrenz aus Japan sägte, wo es nur ging.

Die Innovation: Isolastic
Isolastic wird Norton noch einmal in die Motorrad-Schlagzeilen bringen: Die Commando war mit dem neuen System ausgestattet, das die Motorvibrationen vom Fahrer fernhalten soll. Motor, Getriebe und Hinterrad-Aufhängung wurden durch Teflonscheiben elastisch im Rahmen gelagert. Die Norton Commando wurde zur Legende, die in einer Hi-Rider-Version, die für den amerikanischen Markt kurz vor dem Soft-Chopper-Boom gebaut wurde, auch ihre Blüten trieb.

2005 wurde eine neue Norton Commando 952 vorgestellt. Sie stammt aus Oregon in den USA, schaut wie die Originalmaschine aus und verfügt über 80 PS. 2008 kauft Stuart Garner die Marke Norton, und wenn die Gerüchte stimmen, soll noch heuer die erste aktuelle Norton, eine Commando 961 mit Parallel-Twin und 80 PS, in Österreich verkauft werden.

Schön wäre es schon, wenn die klassische Marke ehrenvoll weiterleben könnte und einen triumphalen Neustart schafft - ein Spagat aus Klassikern und neuen, edlen Motorrädern. Schnell, bevor einer den Namen kauft und ihn dann so fein zu verwenden weiß wie etwa Chevrolet. (Guido Gluschitsch)