Shen Xiaoming: "Dieses Land hat noch viel Spielraum. Andere Märkte haben sich schon entwickelt.

Foto: Oceanul Mare

"Ich wollte eine chinesische Vase kaufen, aber da war kein Preis drauf!" - "Und wenn ich dahin gehe?" - "Nein, nein. Ich habe dann kleine Schälchen gekauft, für Marmelade und Süßes. Die verkaufen da sogar Kräuter und Zwiebel." - "Hast du sonst noch was gekauft?" - "Nein, nur die Schälchen. Mehr nicht. Außerdem haben wir schon eine Vase." Dieser und viele andere Dialoge sind es, die Katharina Coponys Protagonisten so authentisch, so lebensnah erscheinen lassen. Das wirkliche Leben ist nur selten voll gespickt mit spannenden Begebenheiten. Auch nicht das Leben derer, die bereits sehr viel erlebt und zu erzählen haben.

Mut und Selbstvertrauen

"Oceanul Mare" ("Großer Ozean") begleitet zwei Chinesen und eine Chinesin, die vor zwanzig Jahren nach Rumänien auswanderten und unter den Ersten waren, die den chinesischen Markt am Rande Bukarests mit aufgebaut haben. "Überall, wo Menschen sind, muss auch ich überleben können," war Shen Xiaoming überzeugt, als er sich 1989 voller Mut und Selbstvertrauen sein Flugticket nach Europa kaufte.

Realität des Alltags

Stimmungsvolle Nachtszenen wie das Verladen von Containern am Hafen im hellen Schein eines Flutlichts konterkarieren die tagsüber gefilmten Bilder der trostlosen, immerzu bewölkten Stadt mit seinen grauen Hochhäusern. Lange Kameraeinstellungen, wenige Schnitte und ein konzentrierter Blick auf das alltäglich Selbstverständliche erlauben ein Eintauchen in eine Realität, die einem beim bloßen Schlendern durch das China-Viertel einer Stadt völlig verschlossen bleibt.