Es ist der erste große Riss in der 43-Staaten-Koalition, die in Afghanistan kämpft: Der erzwungene Abzug der knapp 2000 niederländischen Soldaten aus dem Süden des Landes ist nicht allein dem taktischen Kalkül der Sozialdemokraten in Den Haag geschuldet, die auf ihre Wahlchancen schielen und in der kommenden Ära des Rechtspopulisten Geert Wilders ein Wörtchen mitreden wollen. Die mangelnde Solidarität unter den Nato-Bündnispartnern, die unfaire Lastenverteilung der Europäer, wo einige - wie Österreich - nichts und andere alles in Afghanistan geben, haben jetzt ihren Tribut gefordert.

Vier Jahre lang riskierten die Niederländer ihr Leben in der umkämpften Provinz Urusgan. Viele haben es dabei verloren, während andere in weniger gefährlichen Teilen des Landes Patrouille fuhren, im Stabsquartier in Kabul Karten studierten oder zu Hause in Europa die Hände rangen und Bedenken trugen: "Krieg führen ist verwerflich; die Afghanen wollen gar keine Demokratie, da kann man leider nichts machen; es wird schon werden, wir sind dann später mit dabei." Keine Allianz hält das auf Dauer aus.

Keine Regierung kann eine solche Ungleichheit auch endlos vor ihren Wählern verteidigen. Der Rückzug der Niederländer ist eine gute Nachricht für die Taliban. Er untergräbt die neue Afghanistanstrategie der Nato und der USA und gibt dem nächsten Wackelkandidaten Argumente: Auch Kanada würde gern seine 2800 Soldaten abziehen. (Markus Bernath, DER STANDARD, Printausgbae 22.2.2010)