Grafik: DER STANDARD

Der 4. März 1948 war für Wilhelm Thöny der schwärzeste Tag seines Lebens. Die Teilnahme an einer großen Kollektivausstellung stand bevor, und einige der knapp 1000 in Brown's Lagerhaus in New York verwahrten Arbeiten sollten dort zu sehen sein. Ein Brand zerstörte dieses, sein Lebenswerk, darunter neben Grafiken vor allem bedeutende Landschafts- und Städtebilder. Neben dem ideellen war es aufgrund der fehlenden Versicherung auch ein massiver materieller Schaden. Ein Schicksalsschlag von dem sich der 1888 in Graz geborene Künstler nicht mehr erholen sollte. 1949 verstarb er 61-jährig in New York.

Eine für sein Œuvre repräsentative Anzahl an Werken überdauerte in Museen und Privatsammlungen. Den umfangreichsten Bestand - den Grundstock legte die Schenkung des Salzburger Kunsthändlers Friedrich Welz - beherbergt das MdM Rupertinum. Eine um Exponate aus Privatsammlungen ergänzte Auswahl des Gründers der Grazer Secession hat man dort nun zu einer Ausstellung (bis 9. Mai) versammelt. Zu sehen sind auch Schlüsselwerke wie das um 1929/30 bei seinem ersten Paris- Aufenthalt entstandene Île de la Cité. Ein Hauptwerk, urteilte Otto Breicha in seiner Thöny-Monografie von 1967, mit dem sich der Grazer - die neuen Eindrücke der französischen Weltstadt verarbeitend - in seiner künstlerischen Entwicklung endgültig von seiner Heimat verabschiedete: farbig im Unfarbigen, im Wesentlichen auf Weiß, Grau und Blau reduziert, durch lichtes französisches Flair aufgelockert.

Vergleichbaren Visionen imaginärer Architektur widmete sich Thöny - er hatte an der Münchner Kunstakademie studiert - ab Mitte der 30er-Jahre auch seinen New Yorker Ansichten. Visionen deshalb, weil die bekanntesten Bilder der amerikanischen Metropole tatsächlich in Paris ausgeführt wurden, wo er von 1931 bis zu seiner Emigration nach New York 1938 lebte. Die fruchtbarste und vielleicht auch glücklichste Periode seines Lebens, merkte Wieland Schmied dazu an. Exemplarisch dafür steht das um 1935 im Anschluss an einen New York Aufenthalt ausgeführte Ölbild, in dem klassische Straßenfluchten und Wolkenkratzertürme von einem nur in Konturen erahnbaren Zeppelin akzentuiert werden (1998, Im Kinsky, 72.703 Euro).

Auf dem Kunstmarkt fristet Thönys Werk - ungeachtet mehrerer Museumsankäufe in Amerika - ein typisches österreichisches Dasein. 67 Prozent des weltweiten Auktionsumsatzes entfallen auf sein Heimatland, gefolgt von 29 Prozent in Deutschland. Diese beiden Nationen stellen auch die zehn höchsten bislang erzielten Auktionsergebnisse. (kron, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 20./21.02.2010)