Ich nehme an, dass sich in den vergangenen Tagen viele Leser zu einem Berufswechsel entschlossen haben und auf Waffenlobbyist umsatteln wollen. Gratuliere zu dieser Entscheidung. Die Gewinnspannen sind bombig; die Gefahren, die von der Justiz drohen, gering. Ein wenig Know-how ist allerdings vonnöten. Hier die wichtigsten Fragen und Fallstricke beim Umstieg:

  • Bin ich für den Job überhaupt geeignet?

Natürlich sind Sie das. Es geht stets darum, dass drei Firmen,

A, B und C, einem Land X Waffen andrehen wollen (Morgensterne, Drohnen, Abfangjäger, Bomben und Granaten etc.). Sie stehen im Sold einer dieser Firmen. Mit finanziellen Anreizen sorgen Sie dafür, dass der relevante Entscheidungsträger (meist im Ministerrang) das Angebot Ihrer Firma annimmt. Kurz: Das Geschäftsprinzip ist so einfach, dass es auch ein Vollidiot verstehen und ausüben kann.

  • Worauf muss ich beim ersten Zusammentreffen mit dem Entscheidungsträger achten?

Dezente Kleidung, gut rasieren, keine Nasenpiercings, kein Peace-Zeichen um den Hals. Auch eine martialische Aufmachung wäre fehl am Platz. Verzichten Sie auf den Wehrmachtshelm oder die salopp geschulterte Stinger-Rakete.

  • Wie teile ich dem Entscheidungsträger mit, dass ich ihn kaufen will?

Nie direkt (Abhörgefahr!), sondern mit pseudoharmlosem Double-Talk. Flechten Sie Sätze wie "Bares kann nie schaden" oder "Spare in der Zeit, dann hast du in der Not" ins Gespräch ein. Varianten: "Lieber reich und gesund als arm und krank" ; "Geld macht glücklich, wenn man rechtzeitig drauf schaut, dass man's hat, wenn man's braucht" . Man wird Sie schon verstehen.

  • Wie einigen wir uns über die Höhe der Summe?

Wiederum durch die Blume sprechen. Bewährte Musterformel: "Wissen Sie, meine Oma hat immer gesagt: Wenn ich zehn Millionen Euro hätte, würde ich mich gleich zur Ruhe setzen." Der Entscheidungsträger wird wissen, was er zu antworten hat: "Meine Oma sagt: fünfzehn Millionen, keinen Cent weniger."

  • Was mache ich, wenn ich ein schlechtes Gewissen bekomme?

Schlechtes Gewissen, was ist das? Sie arbeiten doch in letzter Konsequenz für den Frieden ("Si vis pacem, para bellum" ). Und außerdem: Wenn Sie ihn nicht schmieren, dann tut es garantiert ein anderer. (Christoph Winder, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 20./21.02.2010)