Bild nicht mehr verfügbar.

Andreas (li) und Wolfgang Linger

Foto: APA/ Fohringer

Dass Brüder so sind wie die zwei da, wie Andreas und Wolfgang Linger aus Tirol, ist ausgesprochen selten. Ja, man versteht einander. Aber sein wie Pick und Zwick? So unzertrennlich?

Mehr noch. Andreas und Wolfgang Linger leben in einer richtiggehenden Symbiose. Ihre brüderliche Nähe gemahnt den Beobachter fast ans Intime, und das ist durchaus Sinn der Sache. Denn der Rodeldoppelsitzer ist ja kaum etwas anderes als die unter der Prämisse hoher Geschwindigkeiten aufgeworfene Frage, wie man aus zweien einen machen kann.

Wenn olympische Ergebnislisten die Antwort auf diese Frage sind, dann sind Andreas und Wolfgang Linger das Paradebeispiel der gelungenen Einigung. In Vancouver gelang ihnen die erfolgreiche Titelverteidigung von Turin 2006. Als Linger/Linger gehen sie somit in die einschlägigen Geschichtsbücher ein.

Davon allein lässt sich allerdings noch kein ganzes Leben bestreiten, weshalb die Frage nach dem Aushalten des einen Bruders durch den anderen und umgekehrt dem doppelten Olympiagold zum Trotz virulent bleibt.

Nun, meint der 28-jährige Andreas, es reiche oft "ein Blick, dann geht man sich eine Zeitlang aus dem Weg" . Insgesamt unterscheide man schon sehr sorgfältig "zwischen beruflich" , also rein rodelbezüglich, "und privat" .

Diese Unterscheidung wird, betrachtet man sie aus Distanz, ein wenig unscharf. Immerhin bewohnen Wolfgang und Andreas, beide ledig, gemeinsam ein Haus im Tiroler Heimatort Absam. Andreas wohnt, wie auf der Rodel, die er lenkt, oben. Der um anderthalb Jahre jüngere Wolfgang unten. Und dazwischen ziehen die Eltern eine brüderliche Trennlinie.

Wolfgang sagt denn auch:"Freunde sind im Leben unbezahlbar und extrem wichtig. Aber die Familie ist einem doch noch um einen Tick näher." Kann sein, dass hierin auch ein Teil der Kraft fußt, die für einen zweimaligen Olympiasieg notwendig ist.

Nur hin und wieder kann etwas die familiäre Hermetik durchdringen. Wie der Tod des Kollegen Kumaritaschwili. "Du denkst dir" , sagt Wolfgang, "warum sitz ich da und kämpfe um Hundertstel und Tausendstel, da ist gerade einer tödlich verunglückt?"

Ansonsten aber gilt schon jenes Motto, das der beiden Homepage (www.linger-linger.at) ziert: "Wenn Brüder zusammenarbeiten, verwandeln sich Berge in Gold." Ein Motto wie eine Mahnung. Wohl dem also, der einen Bruder hat. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Printausgabe, 19.2.2010)