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Sein Spitzname "Flying Tomato" hat Halfpipe-Olympiasieger Shaun White fadisiert. Der neue Favorit: "The Animal".

Foto: Reuters/Korol

Cypress - "Die Party wird mich umbringen. Ich habe jetzt schon Angst." Dass Snowboarder ordentlich feiern können, ist - Klischee hin oder her - hinlänglich bekannt. Insofern dürften auch Vancouvers Pubs am Mittwochabend vor Shaun White gezittert haben, frage nicht, was sich da in der Stadt abgespielt hat.

Zuvor überzeugte der rothaarige Superstar der Szene in Cypress Mountain bei seinem überlegenen Sieg in der Halfpipe sogar mehr noch als bei seinem Triumph vor vier Jahren in Turin. In der Quali und im ersten Finaldurchgang - sein spektakulärer, selbstkreierter Sprung Double McTwist 1260 blieb noch eingepackt - erreichte er bereits mehr Punkte als der Finne Peetu Piiroinen bei seinem finalen Silber-Lauf. (45,0).

Als sein Sieg schon feststand, zeigte er im Scheinwerferlicht das, worauf die Zuschauer den ganzen Tag gewartet hatten - zumindest die Fans, die ihre bereits gekauften Karten wegen der aufgeweichten Böden im Zielbereich nicht zurückgeben mussten. Whites neues Highlight im Programm, der Doppelsalto mit dreieinhalbfacher Drehung, gelang zwar nicht gänzlich perfekt, mit 48,4 von 50 möglichen Punkten riss er dennoch eine Snowboard-Welt zwischen ihm, Piiroinen und seinem bronzenen Landsmann Scott Lago (42,8) auf.

"Mögt ihr den Trick?", fragte der 23-jährige Kalifornier die völlig ausgeflippte Menge hernach. "Weil ich hart daran gearbeitet habe, Leute." Monatelang hatte White, den sie wegen seiner roten Mähne "Flying Tomato" nannten, dafür in einer exklusiven und 500.000 Dollar teuren Halfpipe trainiert. "Ich bin noch nie so viel gestürzt wie in diesem Jahr, war frustriert, konnte nicht schlafen", sagte er. "Der Sprung macht mich fertig. Er laugt mich aus. Es hat mich fast das Leben gekostet, ihn zu lernen."

Am Ende seines Weges ist White, der dank Sponsoren acht Millionen Dollar im Jahr kassiert und in Vancouver so gesehen wohl nur durch einige wenige Eishockey-Cracks Konkurrenz bekommt, freilich noch lange nicht angekommen.

Der Steakliebhaber

Er, der jetzt "The Animal" genannt werden will, findet in saftigen Rindersteaks immer wieder Inspiration für neue Sprünge. "Double Eagle" oder "Tomahawk" hießen zwei Steaks in Restaurants in Aspen und New York, und so könnten bald auch zwei Sprünge heißen, "die", so White "noch nie jemand gesehen hat".

Dimensionen im Snowboard-Sport zu sprengen und Grenzen auszuloten hat ihm bisher auch Schelte von seinen Kollegen eingebracht. „Shaun White zu sein ist nicht immer einfach", sagt Shaun White. „Aber es macht definitiv auch Spaß." (krud, DER STANDARD, Printausgabe, 19. Februar)

Ergebnisse vom olympischen Snowboard-Bewerb der Herren in der Halfpipe am Cypress Mountain vom Mittwoch (Ortszeit):

1. Shaun White (USA) 48,4 Punkte - 2. Peetu Piiroinen (FIN) 45,0 - 3. Scott Lago (USA) 42,8 - 4. Iouri Podladtchikov (SUI) 42,4 - 5. Louie Vito (USA) 39,4 - 6. Markku Koski (FIN) 36,4 - 7. Justin Lamoureux (CAN) 35,9 - 8. Kazuhiro Kokubo (JPN) 35,7 - 9. Ryo Aono (JPN) 32,9 -0. Mathieu Crepel (FRA) 25,9; kein Österreicher dabei