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Schnelligkeit am Schießstand schmückt die Biathleten. Im am Donnerstag anstehenden Bewerb über 20 Kilometer ist aber Treffsicherheit deutlich wichtiger.

Foto: EPA/ALESSANDRO DELLA BELLA

Whistler - Markus Gandler saß daheim in Innsbruck vor dem Fernseher. Er hat sich, no na, sehr gefreut, und er hat sich auch an seinen eigenen großen olympischen Moment erinnert, als tausende Kilometer entfernt Christoph Sumann Österreichs bewaffnetem Langlauf in der Verfolgung mit Silber die erst zweite olympische Medaille besorgte.

Die erste war 2002 an Wolfgang Perner gegangen, doch an die Bronzene des Steirers im Sprint von Salt Lake City erinnert sich Gandler, der ehemalige Langläufer, Silbermedaillengewinner 1998 über zehn Kilometer und seit 2003 für Biathlon zuständige Rennsportdirektor des Skiverbands (ÖSV), vermutlich nicht gerne.

Perner war schließlich eine der Hauptfiguren des Turiner Olympiaskandals und ist wohl mitverantwortlich dafür, dass Gandler nicht beim Team in Kanada weilt. Selbst begründet der 43-jährige Kitzbüheler seinen Verzicht auf Vancouver mit dem knappen Kontingent an Akkreditierungen, damit, dass er nur statt eines Servicemannes vor Ort hätte sein können. Und mit der geringen Neigung, gewisse Personen im Österreich-Haus anzutreffen.

Die volle Wahrheit könnte aber auch sein, dass Gandler zum Verzicht gedrängt wurde, um die hohen Olympier nicht durch seine Anwesenheit zu provozieren. Schließlich war Gandler dabeigewesen, als damals in Turin die Carabineri die Quartiere der ÖSV-Langläufer und -Biathleten besuchten. Und schließlich ist er wie sein Chef Peter Schröcksnadel unter den Angeklagten des Dopingprozesses in Susa, der nur wegen Olympia ruht.

Auch Sumann war seinerzeit in Turin, will diese Episode aber aus seinem Gedächtnis gestrichen haben, obwohl er nach den Razzien noch Neunter und Siebenter gewesen war.

Derartige Platzierungen zählen für den 34-jährigen Steirer in Whistler nicht mehr. Nicht für ihn und die restliche Mannschaft. Schon gar nicht für Simon Eder, den Vierten der Verfolgung, der in einer Stehendschießeinlage an die fernere Vergangenheit der Skijägerei gemahnte, an einen sportlichen Wettkampf schwedischer und norwegischer Soldaten, die Ende des 18. Jahrhunderts noch aus dem Lauf heraus geschossen haben. Keine 15 Sekunden brauchte Eder für das zweite Stehendschießen der Verfolgung. Nur weil dem 26-jährigen Salzburger dabei der medaillenschwere Fehler unterlief, war das kein neuer Weltrekord. Den hält Eder selbst mit 16,5 Sekunden für fünf Treffer.

Im Rennen über 20 Kilometer am Donnerstag ist Schussgeschwindigkeit weniger entscheidend. Wichtiger ist angesichts einer Strafminute pro Fehler die Treffsicherheit. "Und ein Thema wird sein, wie alle die bisherigen harten Rennen verkraftet haben" , sagt Trainer Reinhard Gösweiner.

Sumann versicherte zwar, dass er die Schlussrunde der Verfolgung im Wissen um eine sichere Medaille genossen habe, gelaufen ist er aber mit hundert Prozent. Wie auch Eder und Massenstart-Weltmeister Dominik Landertinger, der sich mit bester Loipenzeit vom 34. auf den 14. Rang vorgearbeitet hat. "Dark Horse" der Österreicher über die lange Distanz ist Daniel Mesotitsch, der zuletzt bei der Olympia-Generalprobe in Antholz in diesem Bewerb Rang zwei belegte. "Die Strecke in Whistler ist ähnlich" , sagt der 33-jährige Kärntner.

Gandler wird daheim vor dem Fernseher sitzen. "Ich bin sicher, dass das für uns noch nicht alles war" , sagt der Chef. Schließlich folgen dem 20er noch das Massenstart-Rennen am Sonntag und die Staffel am folgenden Freitag. Und als Mannschaft haben es die Österreicher nur in drei der verwichenen elf Rennen nicht auf das Podest geschafft. (lü, DER STANDARD, Printausgabe, 18. Februar)